eine Nachahmerin der Juden erscheinen lassen könnte.
Und die Juden - ! Mit Recht fragen
wir mit Ludwig August Frankl:
„Seit wann ist denn der jüdische Geist ein nachahmender? Ursprünglich in seinem Glauben an einen Gott, originell in seiner Geschichte, originell in seinen heiligen und weltlichen Dichtungen, warum soll er plötzlich zum Nachahmer der Kirche werden, der er nicht huldigt, die den Gebildeten viel mehr an die Schmerzensschreie seiner Glaubensgenossen während zweier Jahrtausende, als an Musik erinnert?"*)
Mit Recht sagen wir mit demselben nichts weniger als orthodox jüdischen Dichter: „Die Orgel ist, wenn die Bezeichnung gewagt wird, das klingende Christenthum, die Gothik das gemauerte."
Das Christenthum verzeichnet sogar ein Martyrium für die Orgel. Die später heilig gesprochene Cäcilia soll nämlich (177) durch überirdische Eingebung die Orgel erfunden und dem Kirchendienst gewidmet haben. Sie starb den Märtyrertod und ihr Leichnam, der anfangs in den Katakomben des „6u- lixtus in der Via Appia bestattet war, wurde später vom Papst Paschalis in der schon im 5. Jahrhundert ihr geweihten Kirche zu Testevere in Rom beigesetzt. Dieser Märtyrerin zu Ehren finden an vielen Orten am 22. November Musikaufführungen statt, und Händel hat zu diesem Zwecke die kleine „Caecilien ode" componirt. Besonders seit dem Aufschwungs der Kirchenmusik im 12. Jahrhundert und noch mehr
**) L. A. Frankel in seiner vor dem isr. Vorstande in Wien gehaltenen, die Einführung der Orgel betreffenden Rede. (Angeführt in der bereits erwähnten Schrift des Dr. Lehmann d"t.)