Ueberzeugung und der unwiderstehlichen Redegewalt den Gesetzestreuen auf's neue verkündete!
Und doch möchte ich die Feder nicht niederlegen, ohne an das Gebot der Opportunität erinnert und zur Berücksichtigung tief wurzelnder Gefühle und schwerer Folgen gemahnt zu haben. Nur muß ich mich mit dieser Mahnung an die linke Seite des Lagers Israels wenden.
Den Männern, die in bisher friedlich zusammenlebenden und zusammen betenden jüdischen Gemeinden Deutschlands, sei es aus falsch verstandener Ehre 'des Judenthums, sei es aus einem auf die Feierlichkeit des jüdischen Gottesdienstes fälschlich angewandten ästhetischen Prinzip, die Orgel für die Synagoge fordern*) und diese Forderung mit dem Gewichte ihrer Stellung und ihres Verdienstes Nachdruck geben — diesen Männern möchte ich zurufen: Haltet ein! Euren gesetzestreuen Brüdern, deren Väter und Vorväter mit Euren Vätern und Vorvätern in schweren Zeiten vereint im selben Hause vor Gott gestanden und die noch bisher mit Euch in heiligen Stunden vereint sind, ihnen ist es nicht möglich, sich in einer Orgelsynagoge als betende Juden zu fühlen; das Religionsgesetz verbietet ihnen ein solches Beten und der altehrwürdige läßt es ihnen als das Gegentheil von dem erscheinen, was es sein soll. Euch mag das Orgelspiel wünschenswerth dünken, doch ist ja dasselbe Eurem Herzen kein Bedürfniß
*) „Wer zweifelt aber, daß ein Gottesdienst nicht durch Instrumentalmusik feierlicher werde? Freilich Einer, der viele aufwiegt, der gewaltige Beherrscher der Instrumente Meyerbeer selbst." (L. A. Frankl a. a. O.) Vgl. daselbst das Urtheil des größten Tondichters seiner Zeit, Meyer- beers, das die Orgel für die Synagoge verwirft.
