106 Arbeitsdirektor
digkeit scheitern, daß man die 2/3 Mehrheit ja für alle Vorstandsmitglieder benötigt. Enthalten sich beispielsweise in abgestimmter Weise hinreichend viele Arbeitnehmervertreter bei der Bestellung eines Geschäftsführers oder eines Vorstandsmitgliedes der Stimme, fehlt es an der 2/3 Mehrheit. Dies hat dann schon die Bereitschaft gefördert, über bestimmte umstrittene Sachfragen zu beraten und zu beschließen...(Beispiel Rank-Xerox, aus Kohl/Schütt, Mitbestimmung in der Krise— Krise der Mitbestimmung, Köln 1984, S. 98).
Zwar ist der Arbeitgeber nach Wortlaut und Sinn der Gesetze nicht der Vertrauensmann der Gewerkschaft oder der Belegschaft in der Unternehmensspitze, er kann und soll jedoch ihren Belangen dort faktisches Gewicht verleihen. Er bringt sie rechtzeitig ein und benennt Möglichkeiten, sie zu berücksichtigen. Mehr ist nicht zu verlangen; und das ist schon viel.
4 Hoffentlich ungeliebt
Wer sich auf das Abenteuer einläßt, Arbeitsdirektor zu werden, darf so wenig wie ein Bundesliga-Trainer erwarten, geruhsam und harmonisch sein Gewerbe ausüben und seinem Erwerb nachgehen zu können. Vielmehr muß er ein gehöriges Maß an Geduld und Leidensfähigkeit mitbringen,„modern ausgedrückt“, sollte„seine Frustrationsschwelle sehr hoch liegen.“ Ist er nicht geradezu ein Wunder an Konstitution oder doch an Gelassenheit, kann er leicht zwischen den widerstrebenden Erwartungen zerrieben werden. Er soll die Spannung zwischen den Anforderungen der ökonomischen Effizienz und der Humanität im Unternehmen mitverantwortlich austragen und durchhalten.
Alfred Huthoff, bis 1978 im Betriebsrat, dann Arbeitsdirektor der Vereinigten Aluminium-Werke, und damit nach eigenem Bekunden„schlicht und ergreifend Arbeitgeber“, hat Recht, wenn er feststellt:„In meinem Vertrag steht nichts davon, daß ich mich wohl fühlen soll.“(Die Zeit, 12. 10. 1979, S. 21). Und Heinz Ruhnau, z. Zt. Vorstandsvorsitzender der Lufthansa, hat einmal im Hamburger Abendblatt,„menschlich gesehen“, sinngemäß resümiert: er habe hoffentlich in den rund 25 Jahren, die er Führungsfunktionen wahrnehme, nicht zu viel Mühe darauf verwendet, geliebt zu werden. Er werde vielmehr dafür bezahlt, daß man sich an ihm reibe.
Wohlan!„Vorstand, werde hart...“ und„bleibe Mensch...“
Bleibt noch eine Bemerkung zu den Gewerkschaften, zu deren„Erfindungen“ man den Arbeitsdirektor ja rechnen kann. Haben sie welche? Oder ihnen nahestehende Einrichtungen wie die gemeinnützige Friedrich-Ebert-Stiftung?
Bemühungen in diese Richtungen hat es gegeben, zunächst, wie es sich gehört, auf programmatischer Ebene: Ein merkwürdiger, nicht ganz personenunabhängiger Zufall fügte in das Gesellschaftspolitische Programm der Deutschen-Ange