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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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digkeit scheitern, daß man die 2/3 Mehrheit ja für alle Vorstandsmitglieder be­nötigt. Enthalten sich beispielsweise in abgestimmter Weise hinreichend viele Arbeitnehmervertreter bei der Bestellung eines Geschäftsführers oder eines Vor­standsmitgliedes der Stimme, fehlt es an der 2/3 Mehrheit. Dies hat dann schon die Bereitschaft gefördert, über bestimmte umstrittene Sachfragen zu beraten und zu beschließen...(Beispiel Rank-Xerox, aus Kohl/Schütt, Mitbestimmung in der Krise Krise der Mitbestimmung, Köln 1984, S. 98).

Zwar ist der Arbeitgeber nach Wortlaut und Sinn der Gesetze nicht der Vertrau­ensmann der Gewerkschaft oder der Belegschaft in der Unternehmensspitze, er kann und soll jedoch ihren Belangen dort faktisches Gewicht verleihen. Er bringt sie rechtzeitig ein und benennt Möglichkeiten, sie zu berücksichtigen. Mehr ist nicht zu verlangen; und das ist schon viel.

4 Hoffentlich ungeliebt

Wer sich auf das Abenteuer einläßt, Arbeitsdirektor zu werden, darf so wenig wie ein Bundesliga-Trainer erwarten, geruhsam und harmonisch sein Gewerbe ausüben und seinem Erwerb nachgehen zu können. Vielmehr muß er ein gehöri­ges Maß an Geduld und Leidensfähigkeit mitbringen,modern ausgedrückt, sollteseine Frustrationsschwelle sehr hoch liegen. Ist er nicht geradezu ein Wunder an Konstitution oder doch an Gelassenheit, kann er leicht zwischen den widerstrebenden Erwartungen zerrieben werden. Er soll die Spannung zwischen den Anforderungen der ökonomischen Effizienz und der Humanität im Unter­nehmen mitverantwortlich austragen und durchhalten.

Alfred Huthoff, bis 1978 im Betriebsrat, dann Arbeitsdirektor der Vereinigten Aluminium-Werke, und damit nach eigenem Bekundenschlicht und ergreifend Arbeitgeber, hat Recht, wenn er feststellt:In meinem Vertrag steht nichts da­von, daß ich mich wohl fühlen soll.(Die Zeit, 12. 10. 1979, S. 21). Und Heinz Ruhnau, z. Zt. Vorstandsvorsitzender der Lufthansa, hat einmal im Hamburger Abendblatt,menschlich gesehen, sinngemäß resümiert: er habe hoffentlich in den rund 25 Jahren, die er Führungsfunktionen wahrnehme, nicht zu viel Mühe darauf verwendet, geliebt zu werden. Er werde vielmehr dafür bezahlt, daß man sich an ihm reibe.

Wohlan!Vorstand, werde hart... undbleibe Mensch...

Bleibt noch eine Bemerkung zu den Gewerkschaften, zu derenErfindungen man den Arbeitsdirektor ja rechnen kann. Haben sie welche? Oder ihnen nahe­stehende Einrichtungen wie die gemeinnützige Friedrich-Ebert-Stiftung?

Bemühungen in diese Richtungen hat es gegeben, zunächst, wie es sich gehört, auf programmatischer Ebene: Ein merkwürdiger, nicht ganz personenunabhän­giger Zufall fügte in das Gesellschaftspolitische Programm der Deutschen-Ange­