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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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212 Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich?

Der dafür benötigte Betrag beläuft sich auf 4,8 Mio DM(12 Mio DM X 0,4). Von der durch den technischen Fortschritt im Produktionsbereich erzielten Ein­sparung von 7 Mio DM verbleiben mithin noch 2,2 Mio DM. Sie würden eine all­gemeine Lohnerhöhung um 1% ermöglichen, ohne preistreibend zu wirken.

IV Lohnausgleichszahlung als Instrument zur längerfristigen Steuerung der Arbeitsmarktstruktur

Es lassen sich mindestens drei Gründe nennen, die für einen teilweisen Lohnaus­gleich sprechen:

1. Vermeidung sozialer Härten,

2. Anreiz für die Arbeitnehmer, einer Arbeitszeitverkürzung, die arbeitsmarkt­politisch erwünscht ist, zuzustimmen,

3. Möglichkeit zur längerfristigen Steuerung der Nachfrage nach Arbeit hin­sichtlich ihrer Art und Struktur.

Den Punkten 1 und 2 wäre Genüge getan, wenn ein Lohnausgleich entsprechend der kompensierenden Lohnausgleichskurve(Kurven N92 in den Abb. 1 und 2) ge­zahlt würde. Um von der unter 3 genannten Möglichkeit wirksam Gebrauch machen zu können, müßte die Zahlung unterhalb dieser Kurve liegen.

Arbeitszeitverkürzungen sind für diejenigen Arbeitsarten angebracht, bei denen ein Überangebot an Arbeitskräften besteht.

Verkürzungen auch dort vornehmen zu wollen, wo Arbeitsangebot und-nach­frage ausgeglichen sind oder die Nachfrage sogar das Angebot überwiegt, würde lediglich zu mehr Überstunden, unter Umständen sogar zu Engpässen führen, die sich negativ auf die Beschäftigung der im Überschuß vorhandenen Arbeits­kräfte auswirken können(vgl. dazu Abschnitt II. 1.).

1 Wirkungsweise der Steuerung

Ist das Überangebot bei bestimmten Arbeitsarten längerfristiger Natur, während für andere Arbeitsarten noch Arbeitskräfte benötigt werden, dann kann zwar durch eine gezielte Arbeitszeitverkürzung in den Sektoren, in denen Überschuß besteht, kurzfristig Abhilfe geschaffen werden. Langfristig ist hier aber die Auf­gabe gestellt, Arbeitnehmer in den überbesetzten Sektoren zu veranlassen, sich für solche Arbeitsarten zu qualifizieren, die benötigt werden, und gleichzeitig den Zustrom in die bereits überfüllten Sektoren zu drosseln und zum Teil dort­hin umzuleiten, wo Bedarf besteht!®, Dies kann sicherlich nicht dadurch gesche­hen, daß die für den einzelnen aus einem Überangebot resultierenden unliebsa­men Konsequenzen kürzere Arbeitszeiten, mögliche Arbeitslosigkeit durch spezielle Maßnahmen aufgehoben oder gar überkompensiert werden.