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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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232 Führungslehre Abschied vom Modelldenken

Ungebrochen ist die wachsende Flut der Neuerscheinungen auf dem Gebiet der Managementlehre und immer noch nehmen bei den Fortbildungsinstituten und im Bereich innerbetrieblicher Schulungsmaßnahmen Fragen der Führungstech­nik, des Verhaltenstrainings und des optimalen Führungsstils einen breiten Raum ein.

Im Frühjahr 1985 hat Raidt in der Zeitschrift ‚Management-Wissen(Heft 24) einegroßangelegete Bestandsaufnahme von Führungs- und Organisationsmo­dellen vorgelegt. Er skizziert hier nicht weniger als 13 Management-by-Metho­den und 35 Idealtypen des Führungsverhaltens neben den alsStandard der Or­ganisation bezeichneten Organisationskonzepte wie Projekt-Management, Ma­trix-Organisation, Profitcenter-Prinzip usw.

Einige der hier vorgestellten Bücher erreichen Höchstauflagen, wie z.B.Die Suche nach Spitzenleistungen von Peters/Waterman, von denen selbst Belletri­stikautoren nur zu träumen wagen.

Wenn man bei solchen Aufzählungen auch kritisch fragen muß, ob man wirklich einige durchaus lesbare Zeitschriftenaufsätze und Buchbeiträge unbedingt sofort zuFührungstechniken hochstilisieren muß, so bleiben doch genügend ernst­haft vertretene Ansätze übrig, die bei aller Verschiedenheit doch eine Gemein­samkeit aufweisen: Sie wollen Führungskräften zeigen, wie sie führen müssen, um Erfolg zu haben.

Auch wenn man sich nur auf die Anzahl der Darstellungen beschränkt, die sich selbst als Führungsstile oder Führungsmodelle bezeichnen, so bleiben doch noch zu viele übrig, als daß sich ein interessierter Vorgesetzter in diesem Labyrinth der verschiedenen, teils mit einem großen missionarischen Eifer vorgetragenen Heilslehren zurechtfinden könnte.

Eine seit vier Jahren laufende umfangreiche jedoch noch nicht abgeschlosse­ne Untersuchung über die Effektivität und Umsetzbarkeit von Führungsmo­dellen, ergab als Zwischenergebnis, daß jeweils nur ein verhältnismäßig kleiner Anteil der Anwender die mit dem Einsatz der jeweiligen Modelle angestrebten Ziele voll erreicht hat. Bei einem etwa gleichgroßen Anteil von Anwendern führ­te dies zu ausgesprochenen Fehlschlägen und Mißerfolgen, die teilweise die Exi­stenzfähigkeit des Unternehmens beeinträchtigten. Während bei der großen Masse nach einer verhältnismäßig kurzen Anlaufzeit, der Versuch, diese Füh­rungsmodelle einzusetzen, entweder wieder aufgegeben wurde, weil die mit gro­ßer Euphorie begonnenen Maßnahmen nach kurzer Anlaufphase versandeten oder die ursprünglichreine Lehre durch die Übernahme systemfremder Be­standteile anderer Ansätze ergänzt oder auf die Belange des Unternehmens zu­recht geschnitten wurde.

Als Fazit wäre aus dieser Untersuchung zu ziehen, daß es sich bei Führungsmo­dellen wie mit einem Medikament verhält. Im Einzelfall, nach sorgfältiger Dia­