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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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388 Entwicklungstendenzen der Personalwirtschaftslehre

I Zum Entwicklungsstand der Personalwirtschaftslehre

Eine Stellungnahme zum Stand und zu den voraussichtlichen Entwicklungsten­denzen einer wissenschaftlichen Disziplin ist nur dann sinnvoll um sie nicht von vorneherein dem Vorwurf der Beliebigkeit auszusetzen wenn ein be­stimmter Reifegrad, eine definierbare Ebene in der Herausbildung eines diszipli­nären Profils erreicht ist. Hierin hat die Personalwirtschaft gerade in den letzten zehn Jahren wesentliche Fortschritte gemacht. Als Indiz dafür kann dienen, daß in diesem Zeitraum eine ganze Reihe zum Teil recht umfassender Monographien zur Personalwirtschaftslehre erschienen sind!.

Offensichtlich haben die individuellen Positionen der personalwirtschaftlichen Fachvertreter eine gewisse Konsolidierung erreicht.

Die historische Entwicklungslinie bis zu dieser Profilierungsebene von Gaug­ler alsder zweite Etablierungsschritt des Personalwesens als wissenschaftliche Disziplin im Rahmen der Betriebswirtschaftslehre bezeichnet? soll hier nicht nachgezeichnet werden?. Es soll vielmehr nur versucht werden, eine Kurzcharak­teristik des gegenwärtigen Entwicklungsstandes der Personalwirtschaft zu ge­ben, soweit dies für die Formulierung von Entwicklungstendenzen notwendig er­scheint.

1 Die Basis: Ein System praxeologischer Aussagen

Konstitutives Merkmal der gegenwärtigen Situation, der wissenschaftlichen Dis­ziplin Personalwirtschaft ist eigentlich etwas, was der Wissenschaftslogik wider­spricht. Denn wenn die wissenschaftlichen Grundfunktionen der Beschreibung, Erklärung und Gestaltung in dieser Reihenfolge als vernünftiges Ablaufschema betrachtet werden, dann folgt das Gestaltungsbemühen der Theorieentwicklung nach. In der Personalwirtschaft aber scheint es genau umgekehrt zu sein, hier folgt die Theorieentwicklung den an die Praxis gewendeten Gestaltungsaussa­gen. Die Basis, der stabile Kern der wissenschaftlichen Disziplin Personalwirt­schaft, ist nicht ein Set erklärungskräftiger Theorien, sondern ein sehr differen­ziertes System praxeologischer Aussagen. In den angesprochenen Lehrbüchern findet sich daher bei der Abhandlung des personalwirtschaftlichen Instrumenta­riums ein hohes Maß an Übereinstimmung trotz unterschiedlicher theoretischer Bezugsrahmen und Wertorientierungen der einzelnen Autoren.

Dies ist im Grund wenig verwunderlich, wenn man die Entwicklungsgeschichte der Personalwirtschaftslehre einbezieht, die durch eine ausgeprägt induktive Vorgehensweise gekennzeichnet ist(z.B. im Gegensatz zur Produktionstheorie). Die Orientierung an der Wirtschaftspraxis hatte nicht nur die Übernahme des personalwirtschaftlich definierten Problembestandes, sondern auch des dafür