Entwicklungstendenzen der Personalwirtschaftslehre 389
entwickelten Problemlösungsinstrumentariums zur Folge. Der Tatbestand, daß das personalwirtschaftliche Instrumentarium nicht Ergebnis fruchtbarer Theorieentwicklung ist, wie es dem methodischen Idealtypus entspräche, sondern Rezeption von Praxiserfahrung, erweist sich für die Entwicklung der Personalwirtschaftslehre als außerordentlich bedeutungsvoll. Die Praktikabilität und offenkundige Nützlichkeit ihres Instrumentariums hat es zum stabilen Kern der Personalwirtschaftslehre werden lassen, obwohl die implizit dahinter stehenden Effizienzthesen bezüglich ihres Gehaltes, ihrer Reichweite, ihrer überregionalen und-zeitlichen Gültigkeit durchaus in Zweifel gezogen werden können. Praktikabilität und„Nützlichkeit“ üben aber auch erhebliche Adhäsionskraft aus, die sich als Innovationshemmnis erweist. Die Anforderungen an den Mut des Innovators sind sehr hoch, wenn das, was er verändern möchte,(erfolgreiche?) Praxis ist. Ist andererseits der Innovationsschritt nicht groß genug, so sinken die Chancen, daß er überhaupt etwas bewegt.
2 Die theoretische Grundlage: Pluralistische Vielfalt
Während die Personalwirtschaftslehre auf das personalwirtschaftliche Instrumentarium zentriert ist, hat sich die personalwirtschaftliche Forschung in den letzten Jahren schwergewichtig der Einbettung dieses„Adoptivkindes“ in ein theoretisches Rahmenkonzept gewidmet. So findet sich heute ein erfreulicher— weil für die Entwicklung dieser wissenschaftlichen Disziplin noch notwendiger — Ansatzpluralismus.
Ende gelangt nach einer mehr kasuistischen Theorieninventur zu einer Zusammenstellung von acht„Personalarbeitstheorien“* 5:
— der Personalmarketing-Ansatz als normative personalpolitische Konzeption (von Eckardstein/Schnellinger, 1971/75; Nieschlag, 1969; Schmidtbauer, 1975; Panne/Schult, 1978)
— die systemtheoretisch-kybernetische Konzeption des Personalwesens(Hackstein/Nüssgens/Uphus, 1970)
— der„environmental approach“(Kontingenzansatz)(Börner, 1971)
— die Anreiz-Beitrags-Theorie als personalwirtschaftlicher Bezugsrahmen der entscheidungsorientierten Betriebswirtschaftslehre(Kupsch/Marr, 1972)
— die funktional-strukturelle Systemtheorie der Personalarbeit(Grunow, 1972)
— der sozio-technische Input-Transformation-Output-Ansatz(Wächter, 1973)
— das Konzept der Personalwirtschaft im Rahmen der arbeitsorientierten Einzelwirtschaftslehre(Projektgruppen im WSI, 1974)
— der Personalmanagement-Ansatz(Remer, 1978).
Die Gegenüberstellung, in der sich keine eigentlichen Theorien finden, ist zumindest noch um handlungstheoretisch orientierte Konzepte(Kossbiel 1983, Oechs