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Humanität und Rationalität in Personalpolitik und Personalführung : Beiträge zum 60. Geburtstag von Ernst Zander / hrsg. von Helmut Glaubrecht und Dieter Wagner
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390 Entwicklungstendenzen der Personalwirtschaftslehre

ler 1985)® sowie um den 1979 vorgelegten konfliktorientierten Ansatz von Marr und Stitzel, zu ergänzen.

Welches dieser Konzepte sich als fruchtbarer Bezugsrahmen erweist, muß die weitere wissenschaftliche Diskussion zeigen. Jeder dieser Ansätze hat durch die implizierte Analysemethodik spezifische Auswirkungen auf das, was als perso­nalwirtschaftlicher Problembestand zu bezeichnen ist, und zudem logisch direk­te Konsequenzen für Wert- und Interessenorientierung der wissenschaftlichen Aussagen. Dies wird insbesondere deutlich bei dem letztgenannten konflikt­orientierten Interessenausgleichskonzept. Ackermann und Reber stellen im Rah­men eines Systematisierungsversuches der für die Personalwirtschaftslehre rele­vanten Theorien diesem Konzept das anreiz-beitrags-theoretische Harmoniekon­zept und das Interessendurchsetzungskonzept der arbeitnehmerorientierten Ein­zelwirtschaftslehre gegenüber.

3 Die Wertorientierung: Harmonie oder Konflikt das Problem des Zieldualismus

Die genannten Ansätze verdeutlichen die Spannweite der möglichen Interessen­orientierung, wobei jene, die das Problem der Interessenberücksichtigung nicht explizit thematisieren, ganz überwiegend dem Harmoniekonzept zuzurechnen

sind. Die Diskussion um die Wertorientierung reflektiert dabei ein methodologi­sches Dilemma, in dem sich die personalwirtschaftichen Fachvertreter alsge­lernte Betriebswirte befinden: Für die deutsche Betriebswirtschaftslehre ist auch gegenwärtig fraglos das kritisch rationale Wissenschaftsprogramm die do­minante Metatheorie; ob sich dieses aber für die Personalwirtschaftslehre als ge­eignet erweist, kann zumindest in Zweifel gezogen werden. Staehle und Karg re­sümieren in ihrer Analyse zum Stand der deutschen Personalwirtschaftslehre sehr hart, daß aufgrund des Verhaftetseins mit dem Programm des kritischen Rationalismus eine methodologische Weiterentwicklung, die ihrer Meinung nachauch notwendigerweise sozialen Fortschritt bedeuten würde, in der jün­geren Vergangenheit nicht stattgefunden hat. Wenn dem so wäre, dann stellte sich für die Personalwirtschaftslehre nicht nur die Frage nach der methodologi­schen Alternative, sondern auch i.S. ihrer Entwicklung das Problem, daß methodologische Basispositionen nicht wie ein Hemd gewechselt werden kön­nen. Als eher erschwerend erweist sich dabei zudem, daß die methodologische Basisposition ihrerseits wieder mit Werten belegt ist, wie z.B. den Attributen progressiv oder konservativ.

Kennzeichnend für die beiden Extrempositionen der Harmonie- oder Konflikt­orientierung ist nicht die Erkenntnis, daß Konflikte auftreten werden auch harmonieorientierte Konzepte gehen davon aus, daß Konflikte dem Problemge­genstand immanent sind, sondern wie mit ihnen umzugehen ist. Während das