Das war in Berlin, wohin seit ! 6ch) an f 8 000 Franzosen gezogen waren, von denen der größte Teil dort blieb.
Sie brachten in die schwerfälligere, trotzigere Art des Niederdeutschen vorübergehend eine Wandlung hervor, die sich besonders in dem Temperament äußerte. Doch war sie nicht nachhaltig genug, uni das Volkstum in der Provinz, nicht einmal in Berlin, dauernd zu beeinflussen. Die Einwanderer haben sich auf dem Lande und in den kleinen Städten der Natur des Landes angenähert und mit den Bewohnern vermischt. Auch hier zeigt es sich, daß eine höhere Aultur, und eine solche brachten die meisten Familien mit, von der tieferen aufgesogen wird, die dadurch nur in dem Rhythmus ihrer Entwicklung gesteigert wird. Nur selten noch erinnert ein dunkles Auge, zumeist bei Frauen, und ein brünetter Typus an die Herkunft aus gallischem Blute. Wan hat auch auf die Tatsache hingewiesen, daß die Namen der Emigranten vielfach auf germanische Sprach- wurzeln zurückgehen, was, im Verein mit dem auffallend germanoiden Ausdruck ihrer Nachkommen den Schluß rechtfertigt, in einem großen Bruchteil dieser Einwanderer schon fränkische, also germanische Volksreste zu sehen.
Freilich kann man das, was man dem Berlinertum im allgemeinen zuspricht: schlagfertigen Witz, kluges Urteil, Witleid und eine gewisse Schnoddrigkeit, die im wesentlichen nur eine weiche Regung verdecken soll, kaum als einen französischen Einschlag betrachten. Denn auch vor dieser Einwanderung ist der Berliner keineswegs aus anderem Holze, ja es scheint, als ob dieses Wesen auch den anderen Städtebewohnern der Wark einst eigen war und erst durch die mehr und mehr hervortretende Ackerwirtschaft der Städte verloren gegangen sei. Der Abt T r i t h e i m, der im allgemeinen ein gutes Auge für das Volk hat, schreibt l505 über die Berliner: „Die Einwohner sind gut, aber zu rauh und ungelehrt, sie lieben mehr die Schmausereien und den Trunk als die Wissenschaften. Selten findet man einen Wann, der die Bücher liebt, sondern aus Wangel der Erziehung und der Lebensart ziehen sie die Gesellschaften, den Wüßiggang und die Pokale vor. Indessen gefällt nur ihre Frömmigkeit und Religion, in der sie andächtig und eifrig sind. Sie gehen fleißig in die Airche, feiern die Feste der heiligen mit Ehrfurcht; sie halten die Fasten strenge und sind in der Religion um so viel eifriger, da bekannt ist, daß sie unter allen Völkern die letzten gewesen, die den christlichen Glauben angenommen haben. Die Ausschweifung im Trinken wird von ihnen nicht für ein Laster gehalten, doch gibt es auch viele, die sich dessen enthalten, und die Einzöglinge aus Franken und Schwaben, wie ich oft bemerkt habe, sind mehr dem Söffe ergeben als die Landeseinwohner." Dieses Urteil des berühmten Humanisten trifft auch auf die Wärter zu; für den Berliner ist es schmeichelhaft, aber nicht ganz vollständig. Auch Tritheim hätte, wenn er sich mehr unter das Volk gemischt hätte, etwas von dem Berliner Witz erfahren können. Ob es sich mit der Frömmigkeit wirklich so verhält, wie Tritheim schildert, ist mindestens zu bezweifeln. Die Berliner sind an lind für sich keine Gotteslästerer; aber der weitaus größte Teil von ihnen bringt seine Rechnung mit dem Himmel doch gern erst ernsthaft im Reine, wenn es absolut nötig ist. Dagegen ist der Berliner ein Wann der Ordnung, der Observanz, der seine Airchen- und Gottesverpflichtungen mit demselben Eifer, mit derselben Pünktlichkeit erledigt, mit der er abends in die Zunststube eilt, wie es mit herzerfrischender Deutlichkeit s6-sl der Aanzler Hans Georg von dem Borne in seiner Oousultatio