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xolltico-lbeoloxieu schildert?) Daß er, wenn ihm die Galle überläuft, auch als Ehrist recht unangenehm werden kann, bezeugt sattsam der kurze Prozeß, den er mit dem ihn schmähenden Propst von Bernau machte, den die Berliner ohne viel Federlesens 1,325 erschlugen und verbrannten. Und wenn nicht andere, politische Verhältnisse sie bewogen hätten, ihren Frieden mit deni Pontifex nach zehnjähriger Acht zu suchen, würde sie vielleicht noch lange auf Berlin geruht haben.
Daß der leichte, heitere Sinn der Berliner auch in bösen Zeiten nicht ganz verschwand, bezeugt ein Erlaß Georg Wilhelms in den trüben Tagen (623, nach dem „bey den traurigen Zeitläuften Tommödien und Gaukelspiele aufhören, auch daß, wie geschehen wäre, keine Wusik noch Trommeln oder anderes üppiges Geräusch, auf denen Gassen gehört werden sollte". Und noch deutlicher sagt er, „das sich keiner vf den gassen, mit musikalischen Instrumenten, wie sie auch beschaffen, hören lassen solle, am wenigsten frembden gaucklern nachgebet, mit trommeln vndt Trommeten vf den gassen herum zu lauffen vndt dadurch viele murrens vndt knurrens vnther den Handwerksburschen zu verursachen"?) Es ist das derselbe leichte Sinn, der im Tholerajahr (830 lustige Wusen- söhne veranlaßte, die beiden Wöhren in der Beerenstraße als Eholerakranke auszustaffieren. Erst als im letzten Jahrzehnt des Dreißigjährigen Krieges sich eine entsetzliche Not bleischwer über Berlin gelagert hatte, als die furchtbare Pest (637 bis (63h Angst und Tod in alle Häuser trug, erstarb dieser Übermut vor dem schneidendsten aller Humoristen — vor dem Tod.
Es war eine bittere Zeit. Nur sie allein muß man verantwortlich machen für die Roheit, Gefühllosigkeit, Gleichgültigkeit und den wüsten Hang nach den oberflächlichsten Genüssen. Ein Taumel hatte die Bevölkerung Berlins erfaßt, der nur das Jetzt, die verrinnende Stunde sah, nicht mehr den nächsten Tag, der neues Verderben bringen konnte. In diesen Tagen ist offenbar der schneidende Berliner Witz geboren, der um so schärfer und ätzender sich entfalten mußte, als er in den Jahren des Pietismus künstlich zurückgehalten wurde. Französischer Geist hat ihn wohl behender und leichtfüßiger gemacht, der allgemeine niederdeutsche Humor auch inhaltlich vertieft, der Kontakt der Waffen, die schon unter dem Großen Kurfürsten Berlin zur bevölkertsten Stadt der Wonarchie machten, hat ihm aber seine spezifische Note gegeben. Es ist also mit Recht ein Ergebnis der Bevölkerungsmischung, die in Berlin im Laufe der letzten Jahrhunderte
') „In den Städten hat man es für einen großen Gottesdienst gehalten und hält es noch dafür, wenn man an den Sonn- und Festtagen sich stattlich aufgepuhet und, der Gewohnheit nach, zweimals oder noch öfter ohne einige Andacht in die Kirche 'gangen ist. Nach geendigter Predigt hat man alsbald angefangen, alle Sünden, welche man auf den Werktag nicht hat thun mögen, mit freudigem Muthe zu verüben. Da hat es müssen gefressen, gesoffen, ge- spielet, banquetiret und buliret sein; da hat man alle Gasthöfe, Schänken, Wein- und Bierkeller voller Gesellschaft gesehen, die sich toll und voll gesoffen und bis in die Nacht geschwärmet, sich auch mit Trommeln, Pfeifen, Geigen u. s. w. aufwarten lasten."
Vas ist dieselbe Art, die einen Bürger von Berlin, Hildebrandt Schilling, mehr als zwei Jahrhunderte vorher an Dietrich von Guitzow in grimmem Hohne schreiben ließ, er wollte ihm die Henkerei und Schinderei von kuckau zu verschaffen suchen, damit er doch endlich seine Schulden bezahlen könne (Bär XI, S. 5g8).
-) Bär VlII, S. 47».