folgte Protestanten das Mitleid der märkischen Glaubensgenossen auszubeuten. In den Dörfern des Gsthavellandes trieb sich im Anfänge des 18, Jahrhunderts ein angeblicher Markgraf Sera herum, der die Gemeinden (nach Ausweis der Kirchenbücher) brandschatzte. Ein anderer Gauner gab sich in Berlin für einen italienischen Grafen aus, trat zur reformierten Kirche über, wurde aber für seine unvorsichtigen Reden I6H8 eingesperrt. Ein Jahr darauf wurde sogar ein Prediger hingerichtet, der drei Weiber genommen, falsches Geld geprägt und andere recht unchristliche Sünden auf dem Kerbholz hatte, Blanche von diesen Vaganten* *) sind wohl auch im Lande hängen geblieben und mit derzeit ganz nützliche Mitglieder der menschlichen Gesellschaft geworden. Jedenfalls darf dieser Bevölkerungskoeffizient, der nicht nur nach Berlin strebte, für die Eigenart des Märkers nicht übersehen werden.
Man wird dadurch natürlich nicht auf den Gedanken kommen, daß sich das Volkstum selbst wesentlich geändert habe; dagegen spricht schon die Festigkeit der Überlieferung, die in den sprachlichen und mythologischen Resten zurückgeblieben ist?) Ganz im Gegenteil; es sind Beispiele vorhanden, daß die Seßhaftigkeit der Bevölkerung in der Provinz eine äußerst starke war. Eine Verschiebung der Bevölkerung hat in den letzten drei Jahrhunderten vor s850 nur in einem sehr geringen Maße stattgefunden. Dagegen sind auch die Zuströmungen aus den alten Heimatländern der ersten Kolonisationszeit häufig belegt, wenn auch die näheren Bezüge nicht immer klar sind?) Wo allerdings, wie im Spreewalde, eine deutsche Bevölkerung innerhalb einer andersvölkischen festgesetzt wurde, da ging sie ihrem ganzen Wesen nach, auf in der stärkeren. Auch darin weicht die Provinz »icbt ab von den allgemeinen Gesetzen der Menschheitsentwicklung,
Die Giedelungen.
Die Lage.
Die Provinz Brandenburg ist, wie schon Prof. Ed. Zache in Band 1 ausgeführt hat, vorzugsweise ein Schollenland, das durch das Einsinken großer und zusammen- bängender Gebiete in eine Anzahl umfangreicher Horste aufgeteilt ist. Die zumeist steilen Ränder werden von einer großen Zahl Bäche durchschluchtet, die in die breiten Stromtäler
*) Siehe Bär ,886, XII, S, H22, Von dem gewaltigen Strom von Vaganten erhält man ungefähr eine Vorstellung in den Bekenntnissen von Straßenplackern, die ,-,57—,5,3 allein in Görlitz protokolliert und ,909 von der Vberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften unter dem Titel „kckeläemack« herausgegeben wurden.
*) t>gl, v. Schulenburg, Landeskunde Bd, III, S. ,65 und die dazu gehörige starte. Über die Zähigkeit sprachlicher Überlieferung und die Gesetze allmählichen Beeinflusses gibt Mackei in seiner Arbeit „Die Mundart der prignitz", Zahrb. d. ver. f. niederdeutsche Sprachforschung ,905, L. 65—,6-, Beweise.
') In Herzsprung (Vstprignitz) findet sich z, B, die Aufzeichnung, daß nach dem Dreißigjährigen Ariege ,656 Peter Llaas zugewandert sei, der wohl sicher aus Holstein oder Friesland stammte.