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den Rädern hinweggepflügt wurden. Die Wanderer indessen suchten sich den Pfad und fanden ihn, der sie über die Gelände ohne besondere Gefahr leitete. Gin Baum hier und dort bot auch den nötigen Schatten; ein verwittertes Kreuz erzählte ihm von irgendeiner Untat oder einem Unglück, das vor langen Jahren sich ereignet hatte, wenn nicht gar ein Reisig- oder Steinhaufen ihn aufforderte, auch seinerseits zu seiner Erhaltung beizutragen. Seit der Staat und die Gemeinden begonnen haben, ein geordnetes Wegenetz durch die Provinz zu leiten, ist diese inhaltvolle Poesie immer mehr zurückgedrängt worden; die Wege sind aber oft genug noch da in ihrer alten Ursprünglichkeit geblieben, wo der Verkehr noch nicht eine Änderung gebieterisch gefordert hat.
Das Dorf.
Die deutschen Kolonisten brachten als eine durchaus neue Erscheinung das Dorf in die Wark Brandenburg. Es war das sichtbare Zeichen der friedlichen Eroberung. Wehr als in der Flur zeigen sich im Dorfbilde die Grenzen, an denen sich deutsche und slawische Art scheidet. Zwar hat auch das wendische Volk eine eigene Siedelungsform gekannt, hinter der indessen wieder allerlei Fragen auftauchen, die zurzeit noch nicht befriedigend zu beantworten sind. Zm Zusammenhangs mit der oben erwähnten wendischen Ackerflur scheint allem Anschein nach die ringförmige Anlage einzelner Dörfer zu stehen, bei denen die Gehöfte mit ihren Stirnseiten um einen runden Anger gruppiert sind (Abb. 4). Nur ein einziger schmaler, leicht zu versperrender Zugang führt von dem ein wenig entfernten Hauptslurwege in das Dorf zürn Anger, auf dem das Vieh nachts und in Zeiten der Gefahr zusammengetrieben wurde. Wan hat sie Runddörfer oder Rundlinge genannt und folgern wollen, daß diese merkwürdige Anlage mit den Wenden in Verbindung stehe. Vielleicht ist das zutreffend, möglicherweise aber gehen die Runddörfer auch auf die vorslawische Bevölkerung der Wart zurück. Wan wird sich zunächst abwartend verhalten müssen, trotzdem die Verbreitung dieser Siedlungsform in Ost-
holstein, Pommern, Osthannover, im Altenburgischen und Gothaischen, in Braunschweig, Franken, Sachsen, Brandenburg und Schlesien für die slawische Herkunft zu sprechen scheint. Demgegenüber ist es aber auffallend, daß die Form in Posen, West- und Ostpreußen nicht nachzuweisen ist, und daß sie dagegen in einem so kerngermanischen Lande, wie in Südjütland, in das nie Slawen gekommen sind, gleichfalls vorhanden sind. WanH hat versucht, diesen Zwiespalt durch die Annahme einer älteren vorgeschichtlichen Herkunft auszugleichen. Doch auch bei dieser Wöglichkeit wird die bald engere, bald weitere dichte Verbreitung gerade bei den Weslslcnven nicht vollends erklärt, noch lveniger aber ein Grund gefunden, warum der Rundling in der alten östlichen Heimat der Slawen fehlt.
Abb. 4. Runddorf RIeeste (lvestprignitzV
') v. Buchwald. Der Ursprung des Rundlings. Globus 1901, I-XXlX, S. 272 .