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Abb. 7. Angerdors Schönfelb (Gberbarnimt:
Das landläufige Bild einer solche»
Siedelung zeigt in der Mark Brandenburg zwei Höfereihen, die eine schmale Straße oder einen länglichen Anger einschließen, auf dem die Kirche und der Dorfteich stehen, später auch Schule, Schmiede und Gasthos ihren Platz finden. Die Höfe waren mit großer Regelmäßigkeit einander gegenüber- gestellt, die allerdings bei späteren Veränderungen oft wieder verloren ging. Diese planmäßige Anordnung verzichtet auf die ungesuchle malerische Gestaltung des organisch gewachsenen Haufendorfes, bei dem das Zusammenwirken von Gewohnheit, Willkür, das Auf- und Absteigen des wirtschaftlichen Lebens eine bunte Mannigfaltigkeit zuwege bringen; es setzt eine straffe Gleichmäßigkeit an ihre Stelle, die besonders da in die Erscheinung tritt, wo eine beherrschende Kirche fehlte, lvar eine solche vorhanden, und dies ist in Brandenburg zumeist der Fall, dann werden die Gehöftreihen zu einem
Anger ausgebaucht, dessen Mittelpunkt die Kirche ist. Damit war das märkische Angerdorf geboren, die schönste, reifste und landschaftlich geeignetste der ostelbischen Dorfformen (Abb. 7). Der Anger als gemeinsames Bindeglied zwischen Kirche und Gehöften wurde für das Dorf, was der Mai'kt für die mittelalterliche Stadt war: das Herz der Siedelung, um das sich wirtschaftliche und politische, ja auch künstlerische Znteressen gruppierten. Hier war der Anger eine landschaftliche Umrahmung für Friedhof und Kirche, für die Höfe aber Mittelpunkt, der die Dorfmark gewissermaßen in verjüngtem Maßstabe in das Dorf verlängerte. Zn diesen Angerdörfern zeigt sich das Bestreben nach einer architektonischen Steigerung, die dem Grtsbilde nach außen Körperlichkeit und Massenwirkung gibt, und die eine künstlerische Form für den natürlichen Gegensatz von Flur und Siedelung bildet. Das geht auch nicht verloren, wenn die Kirche nicht auf dem Anger selbst, sondern in der Geböst- reihe steht (Abb. 8).
Abb. 8. Deutsch-tVilmersdorf um <8So.