Ls ist auffallend, daß in die ganz allgeniein verbreitete Form des Angerdorfes geschlossene Gebiete treten, in denen das straffgegliederte Straßendorf herrschend ist. Lin solches Gebiet erstreckt sich nordöstlich von Berlin bis nach Lberswalde hin. Vermutlich ist hier der Wille eines größeren Grundherren maßgebend gewesen, vielleicht eines Nachfolgers Albrechts des Bären? Die spätere Forschung, die auf die ältesten Flurkarten zurückzugreifen haben wird, dürste darüber noch Klarheit bringen.
Spätere Dorfanlagen, insbesondere die von Friedrich dem Großen angelegten, baden sich eng an das Schema des straffen Straßendorfes angelehnt, wenn auch mit Berücksichtigung des ausgebildeteren Wegesystems, das vielfach in der gekrümmten Dorfstraße nud den einmündenden (Iuerwegen zürn Ausdruck kommt. Neuere Kleinsiedelungen, die in der Umgebung Berlins entstanden sind, bevorzugen dagegen das Angerdorf, das vielleicht in der modernen Gartensiedelung eine Weiterbildung erfährt.
Die Stadt.
Der Grundplan der märkischen Kolonialstadt ist klar und einheitlich und nur unwesentlich von örtlichen Kniständen beeinflußt. Mehr noch als bei dem Dorfe, das in seiner äußeren Form oft an eine slawische Anlage anknüpfte, kann man bei der Stadt von einer systematischen Gründung sprechen, denn was die Schriftsteller von slawischen Städten berichten, läßt sich mit keiner der späteren Städte in Verbindung bringen. Aus slawischer Zeit sind eigentlich nur vier Geschäften erhalten, die ihre großräumige Anlage auch in der deutschen städtischen Umformung bewahrt haben, bei denen wir aber einen Blick tun können in die Triebkräfte, die für ihre Lntstehung zum Teil wenigstens maß gebend waren. Das sind L ü bben, das s007 eine oivitns mnZuu genannt wird, lenzen, Havelberg und Brandenburg; sie alle weisen in ihrem Kern auf slawische Herrschersitze zurück. Wenigstens dürfen wir bei Brandenburg ein altslawisches Grtszentrum von größerem Umfange annehmen. Doch wird der Vergleich mit den spätere» deutschen Städten auch in diesem Falle wieder unsicher gemacht durch die beglaubigte Tatsache, daß die topographische Gestaltung der Altstadt Brandenburg aus zwei verschiedenen Grtsanlagen, dem Dorfe jstarduin und der Burg — der jetzigen Dominsel — zusammengeslossen ist, zu denen noch ein drittes Siedelungsfeld innerhalb eines verhältnismäßig kleinen Ortsgebietes getreten ist. Könnten wir nun annehmen, daß es sich um (Zusammenlegungen von Feldmarken handelt, so gibt uns das Verhältnis des Dorfes f?arduin zur Dominsel einen Fingerzeig dafür, daß sich unter dem Schutze eines slawischen Dynastengeschlechtes eine Dorfansiedelung gebildet habe, die aber von einer Stadt noch weit entfernt ist. Ähnlich wird es auch mit den drei anderen Stadtanlagen gewesen sein, die den slawischen Stadtbegrisf auflösten zu einer von der Fürften- burg abhängigen Dorffiedelung. Sei dem jedoch, wie ihm wolle, die Tatsache bleibt bestehen, daß wie auf dem ganzen ostelbischen Kolonialboden — auch in den branden- burg-preußisckfen Landen sich ein städtischer Typus erst mit den deutschen Linwanderern und nur im engsten Anschlüsse an die spätere Herausbildung des deutschen Städtewefens herausgebildet hat. Die ganze Unsicherheit dieser Entwicklung geht hervor aus der Tatsackfe, daß nicht wenige Städte in dem Koloniallande lange Aeit aus mehreren ge