Mit der Ausdehnung der Rindviehzucht, die mit der Blüte des städtischen Handels in Verbindung stand, nahm der Rinderstall immer mehr Raum ein, am bedeutendsten im nordwestlichen Altsachsenhause, das in einein, dieser Zucht durchaus geeigneten (Gebiete heimisch war?)
Ls liegt aus der Hand, daß ein vollständig entwickelter Hof erst nach und nach entstanden ist. Auch die Loslösung des Stalles ist nicht mit einem Riale erfolgt; sondern man behielt gern das Riilch- und Federvieh in möglichst enger Verbindung init dem Mohnbause. Freilich bestand sie nur darin, -aß der Zugang zu dem Stall durch eine, im Flur des Mohnhauses angebrachte Tür ermöglicht wurde, was bei schlechtem Metter seine Vorteile hatte. Später ging man dazu über, den Auhstall abzutrennen, ihn aber nahe am Hause zu belassen. Für Pferd und Magen wurde zuerst ein größerer Vau dem Mohnbause gegenüber errichtet, der dann mit der Zeit auch die Rinder ausnahm und die völlige Trennung von Tier und Riensch nach sich zog.
Freilich ging diese Veränderung um so langsamer vor sich, je fester der Stall mit dem Grganismus des Hauses zusammenhing.
Das war, wie wir noch sehen werden, bei dem sächsischen Haus, bei dem Dielenhaus und bei dem Vorhallenhaus der Fall, während das sogenannte fränkisch-oberdeutsche Haus diese Trennung nicht nur begünstigte, sondern auch für den Stall schon recht früh eine eigene typische Form fand. Ls ist dies die Ausbildung des Futterganges, der durch das Übertreten des oberen Heubodens über die Vorderseite des Hauses entstand und dem Zimmermann Gelegenheit zu einer künstlerischen Ausbildung bot (Abb. so). Besonders im Süden der Provinz ist dieser Futtergang eine durchaus gewöhnliche «Erscheinung. — Der Schweinestall ist auch unter entwickelteren Verhältnissen nur ein loser Anbau geblieben, der bald am Mohnhause, bald an dein Stallgebäude an gebaut war. Die moderne Landwirtschaft räumte auch damit aus und vereinigt in dem Maße, in dem sie Stall lind Mahnung trennt, gern alle Haustiere in einem eigenen großen Gebäude (Abb. >5).
Die Scheune. Die ursprüngliche Sitte, das Getreide aus dein Felde zu dreschen, ist in Brandenburg seit langer Zeit ausgegeben; sie breitet sich allerdings neuerdings infolge der Dampfdreschmaschinen auf den großen Gütern wieder aus. Dagegen bezeugt die
l) Auch heute steht die Rindviehzucht, besonders aber die eines ausgezeichneten Bullenschlages, in der Lenzen« Niederung auf einer hohen Stufe.
Abb. <5. Gehöft in Kemnitz.
Aufnahme von vr. Reichhelm.