Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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Obst- und Blumengarten vor dieses Torhaus oder hinter das Gehöft (Abb. l?) trat. Wo er indessen auch liegt, er hat stets seine schlichte, bäuerliche Art beibehalten, die nichl in einer raffinierten Blumenzucht, nicht in einem sentimentalen Ausgleich der Farben- wirkungen besteht, sondern die auf einer naiven Mischung von Zweckdienlichkeit und gesunder Augenfreude beruht. Für eine linienscharfe Einteilung von Weg und Beet hat der Bauer keinen Sinn; er beschränkt diese Scheidung auf das Notwendigste und deutet sie oft genug nur durch eine Grasnarbe an. Um so länger hält er an dem überlieferten Bestand der Arten fest, die vielleicht vielfach früher als Heilkräuter in erster, als Blumen­schmuck erst in zweiter Linie in Frage kamen. Rittersporn, Johannisbeere, Eisen­hut, Goldlack, Reseda, Lilie, Rosen, Salbei, Rosmarin, Feuerbohne, Nelke, Stief­mütterchen, Veilchen, Aster, Flieder und Georgine sind die verbreitetsten Pflanzen der Bauerngärten, zu denen als Abschließungen Stachel- und Johannisbeeren und schließlich auch Gemüse treten. Am Hause rankt sich wilder oder echter Wein, Spalierobst, aber kein Efeu, der den Bauern­augen farblos, zu ernst und blumenlos erscheint.

Und wenn der Bauer am Sommerabend schweigend auf der einfachen Garten­bank sitzt und vielleicht sein Pfeifchen raucht, dann gibt er sich wohl eher von allem Möglichen Rechen­schaft als darüber, war­um einer uralten Garten- bzw. Hackkultur folgend die Bäuerin die Pflege des Gartens als ihre Pflicht betrachtet. Der eigentliche Obstgarten, der lediglich vom Standpunkte des Nützlichen beurteilt wird, ist in der Regel hinter dem Hause und unter­steht der wirtschaftlichen Arbeit des Mannes.

Der Brunnen, zumeist in der Form eines Senkfchachtes, dessen Öffnung durck, eine senkrechte Brüstung geschützt ist, und dessen Wasser mittels eines, auf einer gabel­förmigen Stütze sich bewegenden Hebels emporgcschöpft wird, beißt allgemein Pütte, Püttbrunnen (nach dem lateinischen Duteus). Eine drehbare Rollenvorrichtung, wie man sie in Süddeutschland vorzugsweise, im nordwestlichen Deutschland nicht selten findet, ist in der Mark nur an den Prunkbrunnen einzelner Schlösser und Städte bekannt. Der Brunnen findet seinen Standort möglichst nahe am Hause, am häufigsten beim Eingänge. Neuere Brunnen sind als verdeckte Pumpen angelegt, lven» sie nicht von dem praktischen aber nicht gerade für das Auge angenehmen Abessvnier verdrängt worden sind. Zn letzterem Falle rückt dieser auch gern in die Rückte, wo er die Stelle einer Wasserleitung

Brandenburgische Landeskunde. Bd. HI. 5

Abb. 17. lvirtschaftsgarten in Bardenitz.