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Der Grundriß deckt sich im großen und ganzen mit dem der Uckermark; doch liegt der Stall in der Regel einen halben Meter tiefer als das übrige Haus, weil man mit ihm eine Dunggrube vereinigte, die nur ein- oder zweimal im Jahre entleert wurde. Man hat dann bis zehn Magen Dung aus dem Stall auf die Helder gefahren. Sehr schön zeigte diese Einrichtung ein Bauernhaus aus Schlalach vom Jahre 1728, dessen Stall leider I HOH abgebrochen wurde, von dem aber zurzeit ein Modell für die Uönigliche Sammlung für Volkskunde in Berlin angefertigt wird (Abb. 34 ).
Die merkwürdigste Eigenart dieses Bauernhauses ist indessen ein Vorbau, der das Haus nach der Straße hin verlängert (Abb. 12 u. 35). Der Vorbau ist etwas schmäler, so daß er den Haupteingang freilüßt oder ihn durch das überragende obere Stockwerk, das auch der hauptbau oft hat, schützt. Auch quergestellt findet man diesen Vorbau, dann aber schon losgelöst vom hauptbau. Dieser Anbau, der heute als Remise oder als Altsitzerwohnung benutzt wird und in letzterem Halle einen eigenen Herd erhalten hat, ist eine Sonderbildung des ganzen Gebietes zwischen dem hohen Hläming und der Neiße; er gibt, wie in der Nuthe- Nieplitz - Niederung, bald ganzen Dörfern eine charakteristische Eigenart, bald ist er wie in -er Niederlausitz eine vereinzelte Erscheinung.
Auf die weitere Eigentümlichkeit, daß sich die unverkennbare Abwandlung des Altsachsenhauses mit einem oberdeutschen Wirtschaftshofe verbunden hat, ist bereits hingewiesen (S. 28). Nur in der Stellung der Scheune ist insofern eine gewisse Hreiheit gewahrt, als für diese bisweilen das Torhaus benutzt wird, das oft eine geradezu monumentale Gestalt hat (Abb. Ist). In einem der ältesten Häuser in Aemnitz, dem sogenannten Nachtwächterhaus, ist an die Stelle eines Hofeinganges ein bretterbekleidetes Hachwerk getreten, das nach dem Hof einen Laubengang, nach der Straße einen zweiten von doppelter Tiefe hat. Die Scheune ist hier noch im Hintergründe des Hofes. In ähnlicher Weise, nur mit einem Laubengange straßenseits, ist diese Laube in Aemnitz an einem Stalle ausgebildet, doch scheint sie in diesem Halle jünger zu sein als die anderen Baulichkeiten.
Während eine Laube an dem Torhaus häufig und an dem Stall bisweilen vorkommt, und in diesem Halle sich an der Giebelseite befindet, ist der auf eine alte einheimische Überlieferung hinweisende Huttergang (Abb. sO u. 16) die Regel. Die Unbestimmtbeit in der
Abb. 35. Bauernhaus mit Speicher. Dennewitz.
Aufnahme von Reichhelm.
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