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dem oberdeutschen Typus ausgeschlossen. Eine Annäherung an neuzeitliche Bedürfnisse vollzieht sich durch Abtrennen des Stalles und der Scheune, durch den Ausbau des Herdraumes zu einer Aüche und schließlich durch den Aufbau eines zweiten Geschosses, wie es in der Nute-Nieplitz-Niederung, vielfach auch in den großen Dörfern der prignitz, des Ruppiner Landes und des Havellandes der Fall ist. Aber auch innerhalb dieser Beschränkung hat der Typus in der jAignitz noch eine besondere Ausbildung erfahren, die allerdings mit der benachbarten Altmark in Verbindung steht, hier ist das große Torhaus, das an und für sich in breiter Lage an der Straße steht, derart zur Altsitzerwohnung ausgenutzt, daß sie auf der einen Seite des großen Torweges, der Schuppen auf der anderen zu liegen kommt. An der Rückseite des Hofes, an der sonst die Scheune steht, wird jetzt das Wohnhaus des Hofbesitzers errichtet, zunächst noch mit den Scheunenräumen unter demselben Dache, später allein, weil die Scheune auf größeren Höfen die eine Seite des Hofes, das Stallgsbäude die andere einnimmt. Bisweilen wird die Scheune, falls sie nicht an die Stelle des Schuppens gleich an den Rtttteltorweg angeschlossen ist, so gelegt, daß dieser an die Seite geschobene Torweg unmittelbar in die Scheune leitet, ja bisweilen selbst zur Tenne wird, während für den Hofeingang eine offene Lücke übrigbleibt. Innerhalb
Abb. -42. Torhaus in Gr. tverzien. Abb. q^. Baus in tvarnow.
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dieser Entwicklung vollzieht sich neuerdings eine Änderung dahin, die Wohnung des Hofbesitzers mit der des Altsitzers zu vereinigen und dadurch ein umfangreiches, zum Teil wenigstens zweistöckiges Straßenhaus zu gewinnen iAbb. 45). Dieser, in der j)rignitz herrschende, nur zaghaft in den Ruppiner Areis vorgestoßene Typus scheint sein Vorbild in Thüringen zu haben, wo besonders in der Goldenen Aue die Höfe das Bestreben zeigen, das hier oft aus Steinen errichtete Torhaus zur Wohnung für den Altsitzer und später für den Hofbesitzer auszunutzen. Es fehlt freilich noch das Zwischenglied, das diese Höfe mit den altmärkischen und weiter mit den prignitzischen verbindet; dagegen würde, falls diese Vermutung richtig ist, die Tatsache andere, durch sprachliche Untersuchungen^ gewonnene Ergebnisse stützen, die eine starke fränkisch-thüringische Einwanderung für den südlichen Teil der Prignitz anzunehmen gestatten. Sicher aber ist dieser Typus keine junge Bildung, denn er hat selbst unter kleinbäuerlichen Verhältnissen s)latz gegriffen, wenn er auch dabei — stark vereinfacht — noch seine charakteristischen Merkmale bewahrt hat. In Warnow, nordwestlich j?erleberg, standen noch !8Y8 drei Anwesen, die aus dem Anfänge des (y. Jahrhunderts stammten und noch echte Rauchhäuser waren (Abb. 44 ). Der Rauch entwich durch Öffnungen über der Tür, die durch wagerechte Scheite gebildet waren. Zur Seite der großen gemeinsamen Diele ist je ein gesondertes
b V Bremer, L hnographie der germanischen Stämme (Pauls Grundriß III). Mackel: Die Mundart der PUignitz Jahrb. d. Der. f. niederdeutsche Sprachforschung XXXI, (Y 05 , S. Lyf.