Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
48
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Anwesen unter dem gemeinsamen Dache, das aus Stube und Kammer an der Rückseite, aus Herdraum und Kuhstall an der Straßenseite bestand. Es ist das die Einschränkung auf bescheidene Verhältnisse, die sich aus größeren Verhältnissen, in denen Hof- und Alt­sitzerwohnung in gleicher Weise vereinigt sind, von selbst ergab.

Die kleine Bauernwirtschaft beschränkt sich, wie wir es oben (S. 46 ) gesehen haben, auf das einfache oberdeutsche Haus, dem der Stall und die Scheune angegliedert sind. Innerhalb des Wohnteiles erweitert sich der Typus durch das Eingliedern einer Altsitzer­wohnung nicht unwesentlich dadurch, daß zwei gesonderte Küchen eingerichtet werden.

Sind keine Altsitzer vorhanden, dann wird die Wohnung auch vermietet. In ganz altertüm­lichen Verhältnissen, wie man sie in abgelegenen Gebieten, z. B. in Nantikow bei Arnswalde findet, ist der alte Herdraum mit zwei offenen Herden versehen, in anderen stehen diese auf einem gemein­samen Flur, in entwickelbaren ist indessen die Scheidung durch eine Brandmauer streng durch- Die weiteste Verbreitung dieser einfach oberdeutschen Häuser haben die Gutsherrschaften bewirkt, indem sie den Typus fast übereinstimmend für die Insthäuser anwandten, obgleich auch alte Bauernhäuser benutzt wurden?) In Grünberg bei Arnswalde sind die alten Bauernhäuser von der Gutsherrschaft einfach übernommen und alsLegen", als Tagelöhnerhäuser erhalten, neuere aber in derselben Art erbaut worden. Selbst wenn Domanialhäuser für mehrere Familien errichtet wurden, änderte sich wenig, es sei denn, daß em gemein­samer Herd für diese bestimmt wtirde, was natürlich dem Hausfrieden nicht immer zu­träglich war?) Derartige Gutshäuser stehen noch in Potzlow bei prenzlau, in Bellin, Alt-Töplitz bei Potsdam u. a. Dörfern. Vorschub ist der weiteren Verbreitung noch geleistet worden durch die Siede­lungen Friedrichs des Großen, dessen Baumeister dieses Vorbild fast allein benutzten,

Abb. -) 5 . Haus in Wichmannsdorf.

geführt.

Abb. -)S. Rolonistenhaus in Seydlitz (Warthebruch).

') Neben alten Bauernhäusern kommen noch die Gemeindehirtenhäuser in Betracht, die ursprünglich in der Art der Bauernhäuser gebaut, aber je nach den Umständen auch für mehrere Familien eingerichtet wurden. In Polenzig a. d. V. standen früher drei Hirtenhäuser mit je zwei Wohnungen, die von der Gemeinde verkauft worden sind.

2 ) In Alt-Töplitz finden wir ein Vreifamilienhaus mit gemeinsamem Herd, in Blumberg sogar ein Vierfamilienhaus mit einer Rüche und mehreren Herden. Die älteren zwölf von Friedrich d. Gr. in Neuliehegöricke 1754 angelegten Doppelhäuser haben gemeinsamen Flur mit zwei Herden, ebenso die etwas späteren in Pyrehne bei vietz a. d. G., die heute verändert sind, vielfach konnten allerdings die Rüchen ganz fehlen, weil man in den Wohnzimmern Ramine hatte und das Backen von Brot in gemeinsamen Backöfen ftattfand. So in Rrämers- born bei Trossen, Iänischwalde bei Guben, Gertzlow bei Arnswalde. In Löthen bei Freien­walde sind die Herde auf dem gemeinsamen Flur oder abgetrennt auf dem sogenanntenVorgelege".