Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
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brauches ist der alte Herd selten noch in Benutzung; man hat dann neben ihm einen neuen errichtet oder ihn in eine benachbarte Kammer gewiesen, die dann zur Küche wurde. Auch der Stall, der für Pferde, Rinder und Schweine bestimmt war, ist, da auch für diese Tiere ein gesonderter Stall errichtet worden ist, überflüssig geworden und in einen Schuppen oder Arbeit-raum umgewandelt worden. Es bezeugt eine große Viehzucht, wenn z. B. in einem Vorhallenhaus zu Zäckerick an der Oder (Abb. 59) einst > 6 Kühe untergebracht waren, die mit dem Kopfe nach der Wand zu standen.

Die gewaltige Vorlaube hat einen praktischen Zweck nicht mehr, was als Beweis dafür dienen kann, daß sie ein recht hohes Alter besitzt. Zwar werden dieLäwinge", Löwinge" oderVorläb" dahin gedeutet, zum Unterfahren der Wagen oder (im Dder- bruch) zum Trocknen der Tabaksblätter gedient zu haben. Dies sind aber nur Verlegen­heitsgründe, um die fehlende Kenntnis zu verdecken; nur das ist sicher, daß die Vorlaube

für einzelne Gewerbe recht vorteilhaft war, wie für Tuch­macher, Tabakbauer, Schmiede und vor allem für Gastwirte. Die beiden zuletzt Genannten haben denn auch die Vorlaube nach am treuesten bewahrt. Die dörfliche Schmiede wird sie wohl auch in Zukunft behalten, während der Gastwirt mit dem Aushören des Huhrverkehrs, der die Vorlaube (aber nicht den damit im Osten verbundenen Grundriß) weit nach dem Westen, bis an die Elbe getragen hat, sie bei Neubauten nicht mehr errichtet.

Daß hier wirklich eine alte Bauüberlieferung vorliegt, bezeugt uns Werian, der in feiner zirka IMO erschienenen märkischen Topographie ein solches Haus im Bilde aus Arnswalde überliefert, das zwar bei seiner Kleinheit keinen Giebeleingang zeigt, das indessen zweifellos ein solches Vor- Abb. 59. haus in Aäckerick. hallenhaus jener Zeit darstellen soll. Zn der Ackermark,

wo diese Häuser nur noch vereinzelt Vorkommen, sind sie auch größeren Veränderungen unterworfen worden, aber ohne dabei den Gesamtorganismus zu verwischen. Zumeist handelt es sich dabei um die Verlegung der Küche in einen Seitenraum, um die Amwandlung des Stalles in eine Remise und (in einem Hall) um die Hortnahme der Laube, wodurch das Haus allerdings arg verstümmelt wurde.

Selbst wenn man mit der größten Zurückhaltung an die Hrage des Ursprungs der Laubenhäuser herantritt, wird man die weite östliche und nördliche Verbreitung nicht über­sehen dürfen. Daß das alte nordische Haus ein einzelliges herdhaus mit einer mächtigen Giebelvorlaube war, ist eine anerkannte Tatsache, die durch die in Norwegen noch erhaltenen Beispiele gestützt wird. Schwerer ist die ethnographische Stellung im slawischen Osten sestzustellen, wo es verhältnismäßig selten vorkommt. Aber es leiten die volks­tümlichen Namen aus einen germanischen Ursprung zurück?) wir müssen demnach die Vorhallenhäuser aus ein germanisches Vorbild beziehen, für das uns die Ausgrabungen

h ?olsp, pulsp, prrylsp Laube. S. Jagia im Slawischen Archiv II, 2sz. Henning, Das deutsche Haus S. 82 führt auch belka, evela und srsbuloe auf deutschen Ursprung zurück.

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