Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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wird nach dem Hlurschlot abgeleitet, dagegen ist der Ofen, wie im deutschen Hause häufig, aber nicht immer von der Stube aus heizbar. Don dem Badeofen, der ursprünglich Ausgang des slawischen Ofens ist, und sich in Rußland und Polen noch erhalten hat, sind nur noch wenige Spuren in Brandenburg vorhanden. Ein altes Znslhaus in Neuendorf bei Lübben (Abb.76) zeigt zwischen Ofen und der trennenden Schlotwand noch einen niedrigeren Lehmaufbau, der vielleicht die letzte Erinnerung an diese Bor- entwicklung ist. Sehr verbreitet sind ein offener Geschirrschrank, der in der Nähe des Ofens aufgestellt ist, und ein unter der Holzdecke angebrachtes Wandbrett für denselben Zweck. Heute ist der Zimmerofen einfacher und kleiner geworden und näher an die wand gerückt, wodurch die molligeHelle" mehr und mehr verschwindet. Man hat in ihr eine Erinnerung an die ehemalige Heiligkeit der Heuerstelle ob mit Recht, sei da­hingestellt erkennen wollen; jedenfalls ist er, der mit Ausnahme des altsächsischen

Hauses überall in Brandenburg bekannt war, häufig der Ort wendischer Sagen.

Das von dem Wohnzimmer abge­trennte kleinere Zimmer, das in slawischer Gegend nur unvollkommen geschlossen ist und in der Regel auch keine Heizvorrichtung hat, dient entweder zum Schlafen oder zur Ablage von Gegenständen, während das Gesinde eine dürftig ausgestattete Kammer auf der anderen Seite des Hlures hat. Der Pferdeknecht begnügt sich wohl auch mit einer Bettlade in dem Pferdestall. Da der Bauer einen Widerwillen gegen hochgelegene wohnräume hat, so ist der Bodenraum sehr selten zu Schlafstätten ausgenutzt. Dieser Boden, zu dem von dem Hlur aus eine steile Treppe führt, hat im Havellande früher die BezeichnungBohne" oderBühne" geführt, was auf die niederdeutsche Heimat der Kolonisten zurückleitet. Dahin deutet auch die Be­zeichnungweesten" für den Winkel zwischen Dach und Boden, der aus dem Westhavel­land (Strodehne) belegt ist. Dagegen dürfte das Wort Dönse, Dörnze, Turniza/) das im s5. Jahrhundert sogar im Schlosse zu Berlins vorkommt, aus dem Slawischen stammen und einen heizbaren Raum bedeuten.

Hür die abendliche Beleuchtung genügte früher ein Leuchtspahn, den sich jeder mit einem dazu bestimmten Messer selbst zurechtschnitzte. Später ist diese ursprüngliche Beleuchtung von dem Olleuchter, dem Krüsel, verdrängt worden, der sich noch bis in das sst. Jahrhundert hinein erhalten hat. Die selbstgezogene Kerze hat im Bauern­hause nur für eiserne Stallaternen Verwendung gefunden.

Abb. 7t>. Wendischer Bfen in Neuendorf.

r) 1 t. Rhamm, Beiträge II. Abt., II. Teil, z. Buch, S. I2 und Jellinghaus, Globus 82, S. 2qz. 2) Riedel, Loä. äipl. I, Statut des Dorfes Bredow von zs-sz heißt es:Ls

soll auch Niemands sein Korn und Heu auf die Do rufen Bohne oder im Hause niederlegen." Bär X, t 88 -r, S. 2 Zy.