Neumark scheint es sich auch um Nachbildung menschlicher Figuren zu handeln, die in einer fast vorgeschichtlich anmutenden Form erscheinen (Abb. LN,»), was durch deutlich gearbeitete Figuren in Tladow bei Landsberg a.N). fast zur Gewißheit wird (Abb. 8 > 7»,si).
Bei Ziegeldächern, die immer zahlreicher in unseren Dörfern werden, fallen Giebelzeichen in der Regel fort. Doch kann man sich von den Vorstellungen, daß an dem First eine Figur sein müsse, anscheinend nicht ganz sreimachen. Da ist man denn manchmal auf wunderliche Gedanken gekommen, um diesem Mangel abzuhelfen. So fand ich einmal eine» geschnitzten Vogel, ein arideres Mal einen aus Blech geschnittenen Reiter, in der Niederlausitz selbst die Gipsbüste unseres alten Kaisers Wilhelm auf der Giebelspitze, in demselben Dorf (Friedersdorf bei Dobrilugk) allerdings auch eine Katze aus demselben Stoff.
Wenn sich im Regierungsbezirke Potsdam vorwiegend Windbretter am Giebel finden, während der Osten durch senkrechte Giebelbretter ausgezeichnet ist, so ist doch eure strenge Scheidung nicht möglich. Die Umgebung von Lerlinchen ist reich an Giebelbrettern, dagegen ist der Strich nordöstlich an der pommernschen Grenze bis nach Reetz von den Windbrettern erfüllt?) Zn der östlichen Uckermark dnrchdringen sich beide Arten, in der Niederlausitz überwiegen wieder die Windbretter. Trotzdem kann man eine ungefähre Grenze zwischen beiden Giebelzeichen quer durch die Uckermark bis an die Oder bei Tüstrin und von hier dem Lauf der Warthe aufwärts entlang ziehen, bei der das Vorstoßen des Giebelbretts nach Westen spärlicher, die Durchsetzung des Ostens mit den Windbrettern reichlicher ist. Die westlichsten Giebelbretter fand ich in Seedorf und Rühstedt an der Elbe, die jedoch weniger von Osten als von der Altmark hierher gebracht sein werden?)
Hausinschriften.
Man kann vielleicht nirgends das Fühlen und Denken einer Zeit so schnell übersehen wie bei den Inschriften, die den Nachfahren erzählen, was der Vorfahr einst erlebt, erlitten, erhofft und gefürchtet hat. Welch eine zarte Innigkeit und Frömmigkeit, welche Lebensweisheit und Menschenkenntnis aus solchen Dokumenten der Zeit herauszulesen sind, kann schon eine kurze Umschau lehren. Im westlichen Deutschland ist die Sitte der Hausinschriften verbreiteter als in Brandenburg, als im Osten überhaupt. Aus sehr natürlichen Gründen! Denn das, was sie offenbaren, kann nur blühen, wo der einzelne in seinem Streben wenig gehemmt, in seinen Anschauungen nicht eingeschüchtert ist. Hausinschriften finden sich daher bei der bäuerlichen Bevölkerung nur in der frignitz, wo in großen Bauerndörfern ein selbständiger Besitzerstand lebte; sie finden sich naturgemäß auch mehr in den Städten, deren Bürgerschaft den Sinn, die Mittel und das Verständnis für diese Poesie hat. Freilich stellt sich hier auch bald ihre Grenze ein; denn sehr schnell erstarrt das Leben in dieser Dichtgattung, wenn sie, in feste Formeln gebannt, über das Land weht. Dann ist ihre Äußerung nur traditionelle Floskel; aber es bricht dock'
') Lin Teil der S. es abgebildeten Giebelzeichen (t — 4L) ist mir von Herrn Paul Krause in Verbuchen freundlichst zur Verfügung gestellt worden.