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8teket auf ikr Dockten. Otkenb. ffokann. 20. v. 12 ^e8. 26. v. 19 Dan. 12. v. 1Z.
Gskar Schwebe! hat noch eine andere nicht minder ernste Inschrift aus der Stralauer Straße in Berlin dem Gedächtnis erhalten/) die wie eine gedrängte Leichenpredigt anmutet:
„Said, liebrr Lrsrr. wird's um dich grschrhen sein; siehe also zu wie du gelebt hast. Heute schaust du noch das Licht der Sonnen; morgen aber vielleicht nicht mehr. Sei also kein Thor.
Wie kannst du denken, lange noch zu lebe», da über deinem „morgen" tiefe Dunkel schwebe»?
Wie viele Menschen, die auf rin langes Leben gehofft haben, sind furchtbar enttäuscht und plötzlich abbernfen worden! Wie oft hast du nicht selbst in Hinsicht aus einen Fremden das Wort vernommen:
„Äch, der ist nun schon lange tot."
Tot und Ewigkeit: das also ist unser aller Ziel! Wie ein Schatten gehet der Mensch dahin. So wird er auch dahin gehen er, der dieses Haus gebaut hat:
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und seine Stätte wird nicht mehr sein."
Das Prophetenwort des ernsten Mannes ist in Erfüllung gegangen. Wir wissen nicht, wer er war, kennen auch die Stätte nicht, von der das Wort den Vorübergehenden an das Ziel des Lebens erinnerte, aber es belegt doch die tiefe Wirkung, die der Pietismus auf die sonst so vergnügten Berliner ausübte. Wie er auf die gebildeten Areise beschränkt blieb, so sind auch seine Äußerungen mit Vorliebe in das Gewand der lateinischen Sprache gkleidet worden. Die niedere Bürgerschaft und die Landleute konnten den Sinn der Inschriften wohl kaum verstehen; für diese waren sie wohl auch an den öffentlichen Gebäuden kaum bestimmt, wie die schöne lateinische Sentenz „IU-XU - lVI^UOUVlVl - 8VND - NVGGXX > UH.VVU8 - IV8DIDI^U (Der Bösen Zornwallungen sind Lobe der Gerechtigkeit). Mit welcher naiven Ausschließlichkeit die Inschriften für ein begrenztes Publikum bestimmt waren, bezeugt die Sentenz an dem Hause eines Refugis an der Stechbahn zu Berlin: O, que l'komme 68t pructenk (et) 8gge, c>ui 8e Lonkie au Visu. (Wer klug und weise ist, vertraut sich Gott an), die nicht, wie das bekannte I^lon 8oli cectit an der Garnisonkirche als preußischer Wahlspruch Umlaufswert erhalten konnte.
') Bär XV, 1889, S. zq, 35 .
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