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dusenhauptes lehnte und einen möglichst schreckhaften Ausdruck formte. Der Berliner Kopf ließ es daran nicht fehlen; aber andere Köpfe lehnen sich mehr an das klassische Vorbild an. Im Märkischen Museum befinden sich verschiedene Neidköpfe, leider ohne nähere Bezeichnung (Abb. 82 u. 83).
Vielleicht sind auch andere Köpfe, von denen die Zage merkwürdige Geschichten raunt, ursprünglich Neidköpfe. Aber dem Kamin im Lehniner Abtshause ist eine Büste angebracht, bei der offenbar mangelndes Können und bewußte Absicht vereint eine scheußliche Fratze geschaffen haben. Sie dürfte kaum so alt sein, wie sie geschätzt wird, aber immerhin in das (5. Jahrhundert zurückreichen, st (Ob ein kleiner, im Museum zu prenzlau befindlicher Kops mit aufgerissenem Munde und starren Augen hierhergehört, steht dahin, doch scheint er wenigstens stilistisch in diese Gruppe zu gehören und vielleicht einst als Wasserausguß gedient zu haben.") Es war das Schicksal dieser Köpfe, daß ihre ursprüngliche Bedeutung vergessen wurde, und daß sie als inhaltloses (Ornament ihren Platz behaupteten, der über dem Fenster- oder Türsturz war. Von diesen Öffnungen,
Abb. 82. Neidkopf aus Berti».
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Abb. 8Z. Neidkopf aus Berti».
durch die das Unheil in das Haus ziehen konnte, haben sich die Neidköpfe auch in der Vergessenheit nicht verdrängen lassen. Am bekanntesten ist wohl das Medusenhaupt über dem Eingang des Gutshofes in Klein-Machnow bei Teltow, von dem die Sage berichtet, daß es das Bild eines hartherzigen Besitzers sei, den die Schlangen verzehrt hätten. Ein anderes Gorgonenhaupt befindet sich im Nauener Stadtmuseum und wurde >864 im Stechowschen Garten gefunden. Es mag aus dem Anfänge des (8. Jahrhunderts stammen und einstmals den Eingang eines Patrizier!',auses geschmückt haben.
Wenn schon der Berliner Neidkopf der einzige ist, der in dieser Eigenschaft durrb die Sage beglaubigt ist, so darf man andererseits doch annehmen, daß die Gewohnheit, aus einem Mauerwerk unvermittelt irgendein menschliches Haupt herausspringen zu lassen, auf einer alten Anschauung beruht. Unsere mittelalterliche Kunst ist viel zu ernst, viel zu redend, als daß sie aus Lust an rein ornamentaler Spielerei dergleichen Wahrzeichen geschaffen hätte. Gewiß wird sie sich des Sinnes oft genug nicht mehr bewußt gewesen sein, aber sie folgte dem Gebrauch unbewußt, weil er durch eine vielleicht mehr
st Monatsblatt der Brandenburgia XVIII, 1910, 5 . 902, wo auch eine Abbildung zu finden ist.
st Bür XXV, 1899, S. -Z62 mit Abbildung.