schönen Aussicht" kann man noch gelten lassen, wenn sie begründet sind. Ein „Terminushotel" oder ein anderer Name, der nur gedankenlos aus irgendeiner Großstadt übertragen ist, ist uns gleichgültig. Denn es fehlen ihnen, was die alten Bezeichnungen meistens besitzen, Beziehungen zur Umgebung oder zur Geschichte.
Die Tracht.
Abgesehen von den wendischen Gegenden ist die Tracht in Brandenburg wohl stets niederdeutsch gewesen, als Volkstracht hat sie jedoch nur ein kurzes Leben geführt. Die wendischen Bewohner allein machen darin eine Ausnahme. Ihre Tracht gehört einem ganz anderen Kulturkreise an; sie ist auch noch nicht ausgestorben, obwohl jedes Jahr mehr verschwinden läßt. Wo sie noch besteht, ist ihre Lebenskraft jedoch nicht aus dem natürlichen Entfaltungsprozeß der Tracht herausgewachsen, sondern von äußeren, zumeist städtisch gerichteten Interessen gestärkt. Nein Mittel wird das Schwinden der Tracht aufhalten können, da die Hauptgrundlagen ihrer Entstehung und ihrer Entwicklung, die in der Selbsterzeugung der Kleiderstoffe lagen, nicht mehr vorhanden sind und kaum wieder erstehen werden. Eine Trachtengeschichte der Mark wird daher vorzugsweise die Form eines Nachrufes annehmen müssen.
Die Kultur des Flachses und des Rapses stand Pate bei unseren Volkstrachten. Auch die Schafzucht hatte ihren Anteil. Solange die Kleiderstoffe im Hause gewonnen wurden, erhielt die Tracht alle Anregungen von innen heraus, so lange wurde sie auch von den Schneidern im Vrte selbst besümmt, wenn auch jede Änderung von den Schwankungen der zeitlichen Tracht abhängig war; denn die Anregungen, die von den Städten ausgingen, die auch von dem Fürstenhof und von den Adelssitzen auf das Land strömten, sind gewiß nicht ohne Einfluß geblieben. Was bedeutet aber diese langsame Beeinflussung, die ein ganzes Menschenleben und mehr gebrauchte, um ein Kleidungsstück in seinem Schnitt zu verändern, was machte das Eindringen einer neuen Mode angesichts der Tatsache aus, daß die Hauptteile der eigentlichen Tracht während des ganzen Lebens getragen wurden! Die langsame Entwicklung ist weiterhin noch gefestigt worden durch die starre Bindung handwerklicher Unterweisung, die für jedes Kleidungsstück eingehende Lehrvorschriften hatte, die jede Form, jeden Schnitt bis in das einzelnste bestimmten. Das Innungsbuch der Schneiderinnung in der niederlausitzischen Stadt Triebe! von t 5Y5 gibt darüber interessante Aufschlüsse?) Es werden dort mit Zeichnungen, genauen Aufschlüssen über Größe und Art des Stoffes Anweisungen gegeben über damastene Bräutigamsröcke, Kasein für Priester, Dalmatiken, Friesröcke, Roßkappen, Satteldecken, Zelte, Rüstwagen, Tornister, Bauern- und Narrenkleider, was zugleich ein interessantes Bild der Aufgaben des Schneidergewerkes gibt. Triebe! ist ein recht kleines, kaum über ein Dorf hinausgehendes Städtlein, dessen Kulturregungen sicher ein halbes Jahrhundert in der Zeit zurückgeblieben sein dürften. Was der Bauer — in der Regel dürfte das nur selten im Leben vorgekommen sein — nicht hat in der Stadt an-
*) Robert Mielke, Das Jnnungsbuch der Schneider in Triebet. Mynatshlatt der Vranden- burgia VIII, tdoo, S. 25z. Mt Abbildungen.