fertigen lassen, das ist im eigenen Hause hergestellt worden, was natürlich eine Abweichung vom herkömmlichen noch weniger zuläßt.
Die Geschichte der märkischen Tracht — soweit sie nicht hoftracht ist — entfernt sich nicht von der Entwicklung der deutschen Kleidung ; eher kann man behaupten, daß sie erheblich hinter der der großen Handels- und Hansestädte zurückgeblieben ist, wo Reichtum und h>runkbedürfnis die Entwicklung oft schnell Vortrieben. Mindestens läßt es auf recht bescheidene Ansprüche großer Volkskreise schließen, wenn !33l der Rat von Berlin gebieten mußte, daß niemand barfuß oder im bloßen Hemde über die Straße gehen dürfe. Also nicht in bloßen Füßen sollten die Bürger gehen, was doch selbst heute noch nicht selten in den Vorstädten ist! Zwar wendet sich der Erlaß nur an Leineweber und Wollknechte; man darf ihn aber wohl auch auf die Gewohnheit der anderen Gewerke beziehen. Vornehme Leute haben offenbar mehr Sinn für ein Übermaß der Kleidung als für einen Mangel; denn wenige Jahre darauf werden den schönen Berlinerinnen Geschmeide, Spangen und Serien, die mehr als eine halbe Mark an Gewicht haben, Zobelbesatz und Borten auf den Kleidern bei zehn Mark Strafe verboten.
Abb. 86. Szene aus dein Berliner Totentanz.
Zur haustracht der Handwerker gehörten offenbar die holzschuhe, holschen oder Kantinen, die der Berliner Totentanz in St. Marien bereits als hatvnken kennt. Zn diesem Denkmal haben wir wohl dies älteste Zeugnis in der Mark für eine Scheidung der Tracht nach den Ständen (Abb. 86). Bei den Würdenträgern überwiegt die Gleichheit mit der höfischen Tracht; bei dem Bürgermeister, Wucherer, Stadtjunker, Kaufmann, Amtmann und Bauern scheint die Kleidung örtlich beeinflußt zu sein, wenn auch das pelzverbrämte Gewand, das blaue Unterkleid und die schwarzen Strümpfe des ersteren schon der Tracht eines Vornehmen zuzurechnen ist. Die anderen Vertreter der städtischen Einwohnerschaft sind um l460 sehr einheitlich gekleidet. Alle haben enganschließende bunte Kleider an, deren Vberteil von einem bald kürzeren, bald längeren, von einem Gürtel zusammcngehaltenen Nbergewand bedeckt ist. Als Kopfbekleidung dient das Barett; die Füße stecken in niedrigen Schuhen.
Zn diesen Darstellungen des Totentanzes haben wir einen charakteristischen Ausschnitt aus der Tracht des Mittelalters, der für die Mark Brandenburg lange Zeit ziemlich unverändert ist. Der Tvpus bleibt jahrhundertelang stehen, bis eine Reihe von äußeren Ereignissen ihn in kurzer Zeit beiseiteschiebt, wenngleich auch dann noch eine ständische Gliederung die Tracht im einzelnen verschiedenartig macht. Sie ändert im