iichung gesunder Formgedanken einhergeht, verhütet und die Bahn damit srei geworden für eine vernünftige nationale Kleidung.
In einer Richtung aber hat diese Entwicklung eine besondere Wirkung ausgeübt, die zwar notwendig war, die indessen doch auch mit Bedauern ausgenommen wurde: sie hat der Volkstracht nahezu ein Ende bereitet. Und nun kehren wir zurück zu dem Ausgange unserer Betrachtung, zu der Kleidung des Landvolkes, im weiteren Sinne zur Volkstracht.
von allen Wandlungen der städtischen und höfischen Mode hat das Landvolk wenig ausgenommen. Und dieses wenige ist von der in dem Hausfleiße ruhenden Kraft aufgesogen, ist der bäuerlichen Tracht eingeschmolzen worden; die sich behauptete wie das ländliche Hllatt trotz der Beeinflussung der hochdeutschen Literatur und Bildung, trotz der vielen, durch die Literatur eingeführten französischen Brocken. In der Kleidung der brandenburgischen Landbevölkerung dürfen wir als stets wiederkehrende Stücke eine enganliegende Hose und ein Obergewand annehmen, dem noch ein losehängender, ärmelbesetzter Ubermantel hinzugefügt wurde. Um so ergötzlicher mutet es an, wenn ein solches Kleidungsmotiv in der Nachahmung städtischer Moden zu Bildungen führt, die mit dem eigentlichen Zweck im Widerspruche stehen. So hat sich einmal im f6. Jahrhundert ein Bürger von Wriezen auf seinem Grabdenkmal mit halblangen, aber unten nicht befestigten Hosen darstellen lassen, die verraten, daß der kleinstädtische Schneider das Kompromiß zwischen alt und neu durch eine kleine Gewaltsamkeit schloß. Daß der hohe Hut mit aufgeschlagener Krempe, ein charakteristisches Kennzeichen bäuerlichen Lebens, zu den Füßen liegt, ist wohl nur eine Eigenmächtigkeit des Bildners und nicht eine Herabwürdigung der bäuerlichen Tracht, aber ein ungewolltes Zeugnis von dem Wechsel der Anschauungen. Seine Frau trägt wie der biedere Wriezener Kragen und Mantel über dem Rock und ein Kleid, das Fuß und den unteren Teil des Kleides freiläßt.
Das charakteristische Kleidungsstück ist, wie auf dem Berliner Totentanz, noch bis in das Ende des f6. Jahrhunderts das Hemde, aus dem sich schon in der Kolonisations- zeit der Kittel entwickelt hatte. Dieser ist erst im 18. Jahrhundert zum Rock ausgewachsen, während beide Geschlechter ein im Schnitt verändertes Unterhemd behielten. Hin allgemeinen blieb der Bauer bei seinen langen Hosen, die er im sß. Jahrhundert gern unter den hohen Schaftstiefeln verbarg.
Die vielen Verordnungen gegen die Auswüchse der Tracht wenden sich sehr selten gegen den Bauern. Das hatte seinen Grund, denn dieser war durch seine Tätigkeit gezwungen, sich derb, praktisch und einfach zu kleiden, mit anderen Worten, die wenigen Stücke, die er auf dem Leibe hatte: Hemd, Hose, niedrige Schuhe aus Holz oder Leder, Kittel und Hut, so zu gestalten, daß sie ihn nicht hinderten. Aber wenn auch die Arbeitstracht rein praktisch und daher nur in untergeordnetem Beiwerk örtliche Abweichungen zeigte, so legte die sonntägliche Kirch- und die Feiertracht andere Maßstäbe an. Etwaige Verordnungen richten sich daher nicht gegen diese, sondern gegen das Ubergreifen der Feier- in die Werktagstracht, was natürlich auf die Dauer nur da möglich ist, wo sie die Arbeit nicht hindert, d. h. bei weiblichen Dienstboten und einzelnen städtischen Gewerken. Aus dem Lande ist dies doppelt erschwert, denn es wird ver-