Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
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Schürze und weißes Tailleutuch, und zwar eine schwarze Schürze zum Abendmahl, eine bunte zum gewöhnlichen Kirchgang und eine weiße zu besonderen Festlichkeiten."

Mährend die weibliche Jugend die großen, kunstreichen Flügelhauben trägt, ziehen ältere Frauen ein schwarzes oder buntes Kopstuch vor, das als Haube getragen wird (Abb. 9t). Aber auch hier machen sich örtliche Unterschiede bemerkbar. Die Bäuerinnen der Flämingsdörfer lassen beide Zipfel des Kopftuches- über den Rücken herabhängen, und die aus den, vielleicht mehr slawisch durchsetzten Buschdörfern, lassen den einen Zipfel über den Rücken, den anderen über die Brust fallen. M. W. Heister, der Thronist Züterbogs, schildert die Tracht um 1850 in ähnlicher Weise.Sonst hat in der hiesigen Mäimerkleidung Altertümliches sich nicht erhalten?) Zn der weib-

Abb. A 0 . Flämingstracht älterer Frauen (links Abendmahlstracht).

lichen, meist leinewollenen, aber farbigen und buntgestreiften Tracht tritt der Mangel alles Ausbauschens hervor, doch vorzüglich ein hinteres Auslaufen des schmal umgebundenen Kopftuches in zwei möglichst breitgezogene faltige Flügel, welche nicht sowohl Merkurs- als Tngelsflügeln gleichen." Einzelne Hinweise, wie diese Flügel oder die bei der Zugend bemerkbare Vorliebe für rote Kleider lassen vermuten, daß eine Beeinflussung von dem östlich angrenzenden wendischen Gebiet stattgefunden habe. Dem stehen zwar die Tatsachen entgegen, daß die genannten Dörfer deutsche Gründungen sind,

9 heffter, Chronik von Jüterbog, 5. so. Cr ergänzt jedoch diese Behauptung durch die Mitteilung aus den handschriftlich in Jüterbog aufbewahrten Litmüllerschen Annalen, daß Anno zsys der Richter Düinchen auf dem Nenmarkt gestorben sei undist der einzige und letzte gewesen, der einen spitzigen laut mit niedergeschlagenen Arempen in hiesiger Gegend getragen, welche Mode beinahe soo Jahre allhier gebräuchlich gewesen, und sah dieser Hut so aus, wie man die alten holländischen Bauern abgemalt findet".