Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
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und daß, den Namen der Bewohner nach, auch deutsche Besiedelung vorliegt. Aber andererseits widerspricht die streng innegehaltene Gewohnheit, das Kopfhaar ängstlich unter der Haube zu verbergen, keineswegs dem wendischen Gebrauch, denn auch dieser verlangt das Verbergen des weiblichen Haares?) Solange nicht endgültige Beweise für den deutschen Ursprung dieses Trachtengebietes vorliegen, wird man eine slawische Beein­flussung um so mehr annehmen dürfen, als süd- und ostwärts tatsächlich eine wendische Trachtenzone vorgelagert ist, die mit dem Vordringen wendischer Einflüsse im Hausbau in Verbindung steht.

Dieses große, über die Provinz Sachsen und über das östliche Königreich Sachsen mit der Oberlausitz in Verbindung stehende Gebiet hat seinen Mittelpunkt heute im Spreewalde; doch hat es sich früher über die ganze Niederlausitz und bis zur Warthe hin erstreckt, obwohl hier vielleicht schon pol­nische» bzw. posensche Einflüsse Hineinspielen.

Wenigstens läßt eine Mitteilung aus Mauskow, südöstlich Sonnenburg, die sich auf die Jahre 1868!874 bezieht und den Bauern lange blaue Röcke mit blanken Knöpfen und enge, unten zusammengebunden eHosen zuspricht, darauf schließen?) Der zugleich ver­einzelt vorkommende Dreimaster ist dagegen städtischen Ursprungs. Als auf einer ab­gerissenen Scholle des einst einheitlichen Trachtengebietes haben sich im Kreise Weststern­berg in einzelnen Dörfern weibliche Trachten erhalten. Es sind dies die nahe der Oder ge­legenen Dörfer Rampitz, Kloppitz, Grimnitz,

Balkow, Ziebingen und Sandow. Ein weiter, buntgestreifter Warfrock mit einem breiten Streifen als unterem Abschluß, der in Ziebingen aus blauem Wollenstosf, in dem benachbarten Grimnitz aus schwarzem Samt besteht, bedeckt einen oder mehrere Unterröcke, die der Trägerin ein volles Aussehen geben. Die Brust wird von einem weißen Oberhemde mit weißgestickten, breiten und weit zurückgeschlagenen Ärmeln bedeckt, auf dem ein weit ausgeschnittenes, ärmelloses Leibchen aus schwarzem Samt mit bunter Kante liegt. Ein gleichfalls buntes Halstuch kreuzt sich mit den Enden über der Brust und wird auf dem Rücken, unter dem dreieckig herunterfallenden Zipfel verknüpft. Den Kopf deckt eine kleine, weiße Haube mit einer gleichfarbenen Schleife, die sich noch nicht zu der ansehnlichen Größe des Spreewaldes entwickelt hat. An die Stelle der weißen oder blauen Schürze tritt oft ein buntes, in zwei breiten Streifen herabhängendes Band.

st Die bekannte Redensartunter die Haube kommen" darf man jedenfalls nicht als Beweis für einen deutschen Ursprung der Sitte anführen, denn sie bezieht sich nicht auf das verbergen des weiblichen Kopfhaares sondern auf die Haube, die nur verheirateten Frauen zukam.

st Nach mündlicher Mitteilung des Herrn Pastor handtmann.

Abb. All. Sonntagstracht aus Zauchwitz.

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