Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
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war eine gewaltige Erleichterung für ihn, als die Reparation die Arbeit gewissermaßen ganz anders organisierte?)

Aus der Dienstbotennot ist es dabei allerdings nicht gekommen, über die schon seit Jahrhunderten auch in Brandenburg geklagt worden ist. Man war freilich nicht allzu feinfühlig in der Behandlung des Gesindes; es war gewissermaßen allen Unbilden schutzlos ausgesetzt, die mit der Arbeit verknüpft waren. Wenn es wohl auch nur ein Ausnahmefall war, daß Bauern Gesinde und sogar Ainder in den warmen Backofen sperrten, um aus den Aachs auszupassen ein Edikt Friedrich Wilhelms I. rügt dies, so läßt eine solche Behandlung doch auf eine recht geringe Achtung des Dienstbotenlebens schließen. Mit der Zeit müssen sich die Verhältnisse wohl gebessert haben, wenigstens darf man dies für die Zahre nach der Bauernemanzipation annehmen. W. öchwartz erzählt in den zwanziger und dreißiger Zähren in Wustermark (bei Nauen) von der Litte, daß sich am zweiten Weihnachtsfeiertage im Aruge die noch nicht vermieteten Unechte versammelten. Dazu fanden sich die Herrschaften ein, die noch Unechte zu Neujahr gebrauchten. Die unvermieteten Unechte trugen ihre lederne peitsche um die Schulter gebunden. Hatten sie eine Herrschaft gefunden, so legten sie die peitsche ab. Alan nannte das den Unechtemarkt?) Am Anzugstage tritt der neu Gemietete mit dem Dienstbündsel (d. h. Dienstbündel) den neuen Dienst an; wenige Tage später, an dem U o ss e r s o n nt a g e, wird seine übrige Habe von der Herrschaft abgeholt und über­geführt. Nicht ganz klar ist die Bezeichnung Dienst-Farken, d. h. Ferkel, für das Ausstattungsgeschenk der Herrschaft an die Magd, das für die Neumark nachgewiesen ist?) das aber doch wohl in die Zeit der Naturallöhnung zurückgehl und das Ferkel

ft Line» ergötzlichen Ausdruck fand die Ungeduld des Bauern in einem Briefe, den ein Landmann aus Ziezow bei Brück an Friedrich Wilhelm III. richtete, und der zugleich ein interessantes Beispiel für die Venkungsweise manches Bauern ist:Großmächtigster Herr König, sie werden es nicht verübel nehmen, wenn ick se enmal mein grote Noth klagen due. ick bin der Schulte »t Ziezo u» bin det Ioahr ;82; den 2;. Juli mit Hab un Gut un die ganze Erndte afgebrennt »n bin ganz arm geworden, ick globte, wenn ick separirt wäre, würde ick mir besser wedder helpen und drog in det Joahr ;823 ob de Separation an; die vermetung un Bonetirung geschah balle, aber wieter is nischt geworden, mine Wirthschaft goht zu Grüne, ick bin tue Hansen un Kunsen gelopen, det bliewet wie es is. Wenn sie et nich ungenädig nehmen, so will ick sie enmal enen Road gehn. Die Sache mit de Separation is ene gude Sache, abers, wenn ick wat to kommandiren hette, so müßte jeder Lommissarius, wenn he länger als 2 Joahr thubrächte, 30 Daler stroape gehe, un wenn se Prozesse tu Vorkommen fällen, so dürfte he auch langer zubringen, als 3 Joahr; die andere Prozesse kunnen ja lieber wahren, denn det sinn ja doch man 2 bis 3 die drup luren, Kbbers bei de separatigohn luren ja woll manch mal in de 200 ; die Lommissarien scheren sich nischt brumme, die nehmen alles an, laten sich 0erschot gehn, un leben davon un wir Bure, wi wahre ene halbe Mannstied drup, bis et fertig is, un der Bure wet derwiele tum armen Mann.

Großer Herr König:

sie derben jo mann seggen: Hort, Mockt det der Schulte in Ziezo sienen ploan kreit, den werden se sich woll sputen. unterthänigster Knecht

Gottlieb Hecht."

Der Mann hat übrigens seinen Zweck erreicht. Bär XIII, i« 87 , S. 3 - 42 .

ft Bär II, I87S, S. N8.

ft Handtmann, Monatsblatt der Brandenburgia VIII, 18 IA, S. U>