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Neu-Ruppin wird auch die schöne Sitte berichtet, daß vor der gemeinsamen Fahrt der Erntewagen die Maejer (Mäher), Riewer (Zusammenleger) und Binner (Binder) im Ernteumzuge einen Gottesdienst besuchen, uni Gott für den reichen Erntesegen zu danken?) Auch wurden wohl früher die Erntewagen mit bunten Bändern geschmückt und den Maejern, Riewern und Binnern Austkuchen vorgesetzt. Denn es begann eine arbeitsvolle Zeit. Sowie die Sonne am Himmel stand, begann es sich zu regen im Bauernhöfe; oft kehrte der letzte Erntewagen in das Dorf, als schon der Mond am Himmel stand.
Die Sense, die Seis, wurde am Abend geschliffen und gedengelt. Zn einzelnen Teilen der Mark (Gstprignitz, Ruppiner Areis, Gsthavelland, Niederbarnim) zogen die Mäher ein mit Stickerei versehenes Leinenband über, das über das Handgelenk und den Unterarm gezogen und mit dem Sensenbaum durch Stricke oder Riemen verbunden wurde. Ls wurde (wie umgekehrt der Wockenstock) den Burschen als Liebesgabe gespendet?)
Zn Strodehne (Gsthavelland) hatten die Mägde eine besondere Leibbinde, die „Binnn Sabb(e)", die aus weißem Leinen mit gesticktem Rand bestand (Abb. f02). Dazu gehörten zwei Ärmel aus gleichem Stoff, die angeknöpft wurden?) Die Binderinnen trugen einen poi- oder pollstock, einen Stab von etwa 50 om Länge, um das Strohseil zu knoten. Auch dieser Stab war am oberen Ende oft geschnitzt und eine Huldigungsgabe junger Männer. Während des Schnittes gehört das Feld den Aust- leuten. Wer über die Felder geht, wird mit einem Strohseil und mit einem Spruche wie:
Heut ist ein angenehmer Tag,
Daß man die jungen Leute binden mag,
Nicht zu lose und nicht zu fest,
Sie werden sich erlösen aufs allerbest'I
Sie werden uns schenken eine Kanne Kirsch oder wein,
Damit sie sollen erlöset sein!
(Frohnsdorf bei Treuenbrietzen.)
gebunden, bis er sich durch eine kleine Spende erlöst hat. Zn der prignitz sprach man, wie ich es in den neunziger Zähren des sst. Zahchunderts hörte:
Mit Freuden und Ehren
werde ich den jungen Herrn schnüren,
Sie möchten uns schenken Bier oder wein,
Zehn Taler würden mir lieber sein.
Biele der alten Gebräuche sind, seit der Flurzwang nicht mehr besteht, verschwunden; aber noch ist es in größeren Wirtschaften üblich, daß der Vormäher an einer Stelle beginnt und ihm die anderen nach mehreren Schnitten erst folgen. Es entsteht dadurch eine diagonale Stellung der fortschreitenden Mäher.
tz Bär XVIl, zsyo, s. 8S.
2 ) w. von Schulenburg, Zeitschc. für Ethnologie lS88, S. lZH
3) Nach Mitteilung des Herrn Prof. Or. Schaar in Berlin.
Abb. Z 02 . Sabbe.