122
Ich bring dem Herrn einen Erntekranz,
's ist alles auf und in den Band.
Hätten wir viel gewunde»,
so hätten die Frauens noch mehr gebunden;
wär's besser geraten,
so hätte» wir manches mehr geladen.
So viel Guispel, so viel wispel;
So viel vraspeh
So viel Reichstaler legt die gnädige Herrschaft in ihren Aasten, wünsche unsre gnädige Herrschaft einen blanken Tisch, auf jede Ecke einen gebratenen Fisch, und in die Mitte eine Aanne wein,
Das soll die gnädige Herrschaft ihre Gesundheit sei».
Ich bin gereist nach das Land Sachsen,
wo die schönen Aränzlein wachsen,
da Hab ich mich recht wohl bedacht
und Hab unsre gnädige Herrschaft einen mitgebracht.
Vieser Aranz ist nicht von Oiestel und Dornen, sondern er ist von Blumen und Aornen.
Nun laßt uns von Gott freuen und fröhlich sein,
Ihr lieben Gäste, stimmet alle mit ein.
Ein Tan; im Wirtshause beschließt das Fest erst am anderen Morgen, nachdem er im Freien begonnen, und durch die Einnahme von Kaffee, Kuchen und Bier angenehm unterbrochen war. In der Regel bittet die Binderin, falls eine Krone an Stelle des Kranzes gebunden war, das Kronenmädchen, den Gutsherrn um einen Tanz, den dieser mit ihr allein tanzt. Später folgen auch die Angehörigen des Gutsherren mit geeigneten Partnern aus dem Gesinde.
Heute ist das Erntefest immer mehr eine kirchliche Festfeier geworden, der sich am Abend ein Tanz im Wirtshaus anschließt. Doch beharrt in den Gegenden mit großen Gutsherrschaften die ältere Form noch immer ihre Stellung.
Nach dem Erntefest beginnt die Zeit des Dreschens. Wenn die Dreschflegel im Takte auf die Halme schlagen, dann ist's für den Landmann bereits die Zeit der Winterarbeiten. Arbeitslieder, die das gleichmäßige Schlagen des Flegels rhythmisch regeln, sind indessen in der Provinz Brandenburg nicht nachgewiesen, vielleicht auch kaum zu erwarten. Denn man wird das Korn früher vermutlich auf dem Felde mit kannelierten Walzen ausgesamt haben, eine in einzelnen Gegenden Europas noch nicht verblaßte Technik, die nach einer persönlichen Mitteilung in der prignitz noch im vorigen Iahr- bundert ausgeübt wurde.
Die Heuernte hat im Volksleben lange nicht die Beachtung gefunden wie die Getreideernte, wenigstens hat sie in Brandenburg keine besonderen Gebräuche hervorgebracht. Daß hier jedoch ebenfalls bestimmte ethnographische Vorstellungen ihre Linien gezogen haben, geht aus den verschiedenen Formen der Heumieten hervor, die deutlich zwischen deutschen! und wendischem Volkstum unterscheiden lassen. In dem ersteren bringt man die Mahd gern in hohen, schlanken, zuckerhutartigen Stapeln
h Kommt auch in der Form Rispen und Raspen vor und bedeutet eine Handvoll geschwingelten Flachses. !0 bis 20 bilden eine „Anoppe" gehechelten Flachses.