duktivitätsniveau, ihrer technischen Ausstattung und volkswirtschaftlichen Effizienz weit hinter den marktwirtschaftlich orientierten Ländern Westeuropas zurück. Russland konnte systemimmanent sein Ertragspotential zu keiner Zeit nur annäherungsweise ausnutzen. In den letzten Jahrzehnten beschleunigten der Zerfall des wirtschaftlichen Systems und die Anpassungsprobleme der Landwirtschaft an die neuen marktwirtschaftlichen Bedingungen den Rückstand gegenüber modernen marktwirtschaftlich orientierten Ländern. Nach Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums gehen gegenwärtig infolge Management- und Technologiemängeln bis zu 43% der Ressourcen der Landwirtschaftsbetriebe verloren(HIıSHOoW 2003,$S. 21). Schon zu Beginn der 90er Jahre bezifferte eine Studie deutscher Wirtschaftsinstitute aus agrarökonomischer Perspektive die Nutzung der Ressourcen im Agrarsektor nur mit 9%(zit. b. FÜLLSACK 2000, S. 38). Letztlich wurde und wird die volkswirtschaftliche Effizienz des russischen Agrarsektors durch gravierende Mängel in den vor- und nachgelagerten Bereichen(Futtermittel, Technikangebot, Lagerwirtschaft, Veredlungsindustrie) stark belastet. Nach Schätzungen russischer Fachleute wird damit gerechnet, dass immer noch 40% des Erntegutes bei Transport und Lagerung verloren gehen(vgl. WANDEL 2001, S. 56; BRADE et al. 2004, S. 87). Die Entwicklung des russischen Agrarsektors zu einem effizienten Bestandteil der Volkswirtschaft setzt umfassende Reformen im Bereich der Eigentums- und Betriebsstrukturen, der institutionellen Verhältnisse sowie einen Wandel in Strukturen und Leistungen der vor- und nachgelagerten Bereiche voraus.
3.2 Transformationsprozesse im Bereich der betrieblichen Strukturen ab 1990 3.2.1 Entwicklung von neuen Eigentums- und Betriebsformen(Übersicht)
Bereits in den Jahren 1990-1993 wurden unter dem Einfluss der liberalen Reformer (Silaev, I. Gaidar) seitens der föderalen Regierung und der Duma erste Schritte eingeleitet, um die Umgestaltung der Eigentums- und Betriebsverhältnisse in der Landwirtschaft Russlands vorzubereiten. Dazu gehörten das Gesetz der Russischen Sozialistischen Föderativen Republik(RSFSR)„Über die Bodenreform“(Nov. 1990), in dem der agrarische Boden den Sowchosen und Kolchosen vom Staat übergeben wurde, und die Präsidentenerlasse„Über die Ordnung der Reorganisation der Sowchosen und Kolchosen“ sowie„Über die Regulierung der Bodenverhältnisse und die Entwicklung der Agrarreform in Russland“(27.10.1993). Das Ziel der Reformer bestand darin, eine Agrarwirtschaft zu entwickeln, die über die Schaffung neuer wirtschaftlich effektiver Betriebsstrukturen in der Lage ist, unter marktwirtschaftlichen Bedingungen zu bestehen und den Bedarf der Bevölkerung des Landes an Grundnahrungsmitteln abzudecken. Es gab zunächst die Vorstellung, dass nach Reorganisation der Kolchosen/Sowchosen mehrere Millionen private Bauernwirtschaften von ehemaligen Kolchos- und Landarbeitern gegründet werden sollten. Die verbliebenen Großbetriebe sollten ebenfalls privatisiert und in effektivere Strukturen überführt werden.
Die Reorganisation bzw. Umregistrierung der ehemaligen Kolchosen/Sowchosen begann Anfang 1992 und war im Wesentlichen bis 1994 abgeschlossen. Es blieb dabei allerdings in der Regel nur bei einer formalen Umregistrierung und einigen personellen Veränderungen. Notwendige Restrukturierungen und die Einführung marktwirtschaftlichen Managements erfolgten zunächst nicht oder nur in geringen Ansätzen. Auch das angestrebte Ziel der Gründung von Bauernwirtschaften wurde nicht erreicht(bisheriger Höchststand 1995 280100 Betriebe). Unter der Präsidentschaft Jelzins gab es eine große Zahl von weiteren Ordnungen und Verfügungen zur Agrar- und Landreform, die jedoch angesichts der Mehrheit konservativer Kräfte in der Duma, in den regionalen Parlamenten sowie in
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