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sagen: „Flachs, wachs bis an-wenn eine Frau: „Flachs, knote bis an
- —Wenn die Dachspiegel (Eiszapfen) recht lang im Winter herunterhängen,
wird -er Flachs auch recht lang. Freilich kann man dies auch dadurch noch erreichen, daß man beim Fastnachtstanz tüchtig tanzt, denn je höher man springt, um so höher wird auch der Flachs (Rauen bei Fürstenwalde). Für die Zubereitung des Flachses, der auf der Brache fünf bis sechs Wochen gelagert hatte, in Rispen oder Raspen (5. S. 122) eingebunden und zum Trocknen in den Backofen gebracht. Es folgen dann das Brechen, das lustige Schwingeln und das hecheln. Alle diese Arbeiten finden unter lustigem Geplapper der Frauen und Ulägde statt, die schon beim Rupfen des Flachses aus der Erde (er wird mit den Wurzeln ausgezogen) den Vorübergehenden necken. Leider hat noch niemand die sicher noch nicht ganz verlorenen Lieder gesammelt, die beim Repen oder Raffeln gesungen wurden, und die um so mehr in Vergessenheit geraten, je weniger der Flachs in Brandenburg angebaut wird.
Bei der Aartoffelernte soll Spott die Frau erwarten, die die letzte Aartoffel aus dem Acker zieht. Auf großen Gütern, wo die „hackete" in langer Reihe erfolgt, ist eine solche Aontrolle immerhin möglich.
Hirtenwesen.
Das einst so reich gegliederte Hirtenleben ist herausgewachsen aus der Viehzucht, die auf dem Bauernhöfe eine Ausdehnung von wechselnder Bedeutung hatte. Soweit
sie noch mit dem Bauerhofe selbst in unmittelbarer Beziehung stand, d. h. soweit das Vieh der Wirtschaft diente, steht seine pflege mit dem Leben des Bauern in engster Verbindung. Wird die Pflege jedoch zu einem eigenen Wirtschaftsbetrieb, dann nimmt sie leicht Züge an, dis fast zunftartig erscheinen. Es bedeutet schon eine rege Anteilnahme und ein Voraussetzen persönlicher Züge bei dem Vieh, wenn der Tod des Bauern dem Vieh angesagt werden mußte. Und der Stall ist für den Hof von solcher Bedeutung, daß man ihn lange Zeit mit der Wohnung in Verbindung gelassen hatte, daß man nach der Trennung den Pferdeknecht wenigstens noch im Stalle schlafen ließ und diesen selbst dem göttlichen Schutze noch besonders unterstellte?) Aühe und Pferde, die einen eigenen Namen wie Liese, Anna oder Hans erhielten, beweisen dieses Verhältnis ebenso wie die sorgfältige Pflege in dem Stalle. Eine eigene Aornstampfe, ein sogenannter Pimpert (Abb. 107 ), fand sich ehemals auf einem jeden Hofe, um das
') In Rosendorf bei Mödlich a. L. wurden z. B. zum Schutze der Pferde sieben pflöcke in die Schwelle des Stalles geschlagen. Ls war, was die Spottsucht später als die „Pferdestraße" bezeichnete. (Mündliche Mitteilung.)
Abb. io?. Alte Grützestampfe aus der westprignitz.
Nach einer Zeichnung von rvilibald von Schulenburg.