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Futter zu bereiten, und die Werkzeuge für die Reinigung des Pferdes haben ein altes heimrecht dort.
Umfangreichere Organisationen sind nötig, wenn der Tierbetrieb auch einen Teil der Feldflur beansprucht, was für die Hütung, Zucht, pflege und Fütterung größere Aufwendungen erforderlich machte und eigene Hüter bedingte. Die Blüte des hirten- wefens liegt in der Zeit vor der Separation. Jedes größere Dorf hatte damals seine besonderen Hirten für Rinder, Pferde, Schafe und Schweine, die dem eigentlichen Hirten unterstanden. Ihnen waren bestimmte Hütungen zugewiesen. Pferde wurden auf die Koppel, Rinder auf die Wiesen, Schafe auf die Brache und auf das Stoppelfeld, Schweine in die Eichwälder, Ziegen in die Brüche und die Gänse auf unbenutzbare Vegetationsflächen getrieben. Während der sommerlichen Nächte blieb das Vieh in dem Upstall, der nicht weit vom Dorfe in der Feldmark lag und von einem Zaune umgeben war. Ebenso verschieden wie die Aufgaben war auch die Ausrüstung der Hirten. W. von Schulenburg, der dem märkischen Hirtenleben ein prächtiges Buch gewidmet hat/) erzählt, daß der Gchsenhirte ein großes Holzhorn zum Blasen, der Pferdehirte die sogenannte Klimperkeule, ein gekrümmtes Stück Holz mit Ringen zum Klappern, der Kälber- und Gänsehirte eine Peitsche, der Schweinehirt eine Peitsche und ein Horn gehabt haben. Nicht überall wird das so gewesen sein, da eine so hierarchische Ordnung nur in großen Bauerndörfern möglich war; indessen ist die eigenartige Hirtentracht, zu -er ein langer Schoßrock aus grauer oder blauer Leinwand, eine Seitentasche und eine Riütze gehört, in ganz Norddeutschland üblich gewesen. Die viele Nkuße, die der Hirt naturgemäß hatte, benutzte er oft, um sich durch Anfertigung von allerlei Gegenständen einen kleinen Nebenverdienst zu machen. Namentlich Spinnen und Stricken von Handschuhen und Strümpfen^) wurde bevorzugt, doch auch Schnitzen von Löffeln und anderem Hausgerät war beliebt. Die Hütejungen beschäftigten sich im Frühjahr gern mit der Herstellung von Flöten aus haselnußholz oder aus Weiden- und Erlenruten, bei denen sie oft eine eigenartige Art von Flötenliedern zum Abklopfen des Bastes sangen. W. von Schulenburg hat ein solches aus dem Teltow veröffentlicht:
Lo lo lö°te, mock mei ine FloUe, vom TimajLn, vom Bastijän.
Lott se leien des Mareien,
Bes de Raue rixe is,
Lott de Sonne schien des Mertin'.
Jeht de Mölle klipp klapp.
Bibbern, bibbern, biss baff.
piexaloete (Pieperlöte — pfeife) biste nu »ich af?
Schnied dänn Bulle-
Nich so lang, uich so kort,
Satt et balle wedder waffen dut.
Pjepaloete, biste nu nich af?
Jlatt af, jlatt af.")
h w. von Schulenburg, Das ksirtenwesen in einem märkischen Dorfe. Archiv der Branden- burgia XI,
2) von mir noch (-(( in tvstpreußen beobachtet.
h s. s. -2S.