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Russlands Landwirtschaft und ländliche Siedlungen in der Transformation / Hans Viehrig
Entstehung
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Für die jüngste Zeit nach dem Jahre 2000 bietet die Auswertung der Vorabveröffent­lichungen der Volkszählung des Jahres 2002 auch erste Anhaltspunkte zu den Quellen der Einkommen der Landbevölkerung(VOPROSY STATISTIKI, 1, 2004, S. 9). Danach ver­fügten 2002 in den ländlichen Siedlungen von 30,5 Mio. Personen im arbeitsfähigen und Rentenalter 13,2 Millionen über ein Arbeitseinkommen(hier in ungenannter Größe), 12,8 Mio. Menschen über Einkommen aus der Hoflandwirtschaft(LPH) und 10,8 Mio. Dorfbewohner über Renteneinkommen. Bei dem in der Regel vergleichsweise sehr niedrigen Arbeitseinkommen(auch bei Lehrern, im Sozialwesen Tätigen) kommt nicht überraschend, dass 7,9 Mio. Menschen auf dem Lande in ihrer Lebensqualität weit­gehend von Sozialbeihilfen verschiedener Art einschließlich Arbeitslosenhilfen abhängig waren(ebenda).

4.2 Das Ausgabenverhalten der ländlichen Haushalte

Im Verlaufe der Transformation hat die veränderte Preis- und Einkommenssituation zu einer Umstrukturierung der Ausgaben, vor allem zugunsten der Nahrungsmittel geführt. Zugleich ging die Nachfrage nach Konsumgütern tendenziell zurück. Auf Grund vermin­derter Angebote, aber auch bedeutenden Preisanstiegs bei Dienstleistungen(einschließ­lich ländlicher ÖPNV) nahm die Landbevölkerung diese auch in weit geringerem Maße in Anspruch. Viele Menschen auf dem Lande können für die Bezahlung von medizinischen, kulturellen und Bildungsangeboten und damit verbundenen Fahrten in entfernte Kreis­städte kaum noch Geld aufbringen.

Abb. 4.2-1: Ausgabenstruktur(Verbrauch) der städtischen und ländlichen Haushalte Russlands im Jahre 2002(in Prozent)

Ländliche Haushalte 10

Städtische Haushalte 23 1

17 Kauf von Nahrungsmitteln Nahrungsmittel vom eigenem Feld/Garten Kauf von Konsumgütern

EEE Kauf von Alkoholien

] Kosten von Dienstleistungen

= Sozialtransfer von Betrieben(Gutscheine)

Institut für Geographie/Humangeographie Entwurf: H. Viehrig/Graphik: U. Dolezal Quelle: Nach RossiysKıy STATISTICESKIJ EZEGODNIK 2003, Abb. 7.28(verändert).

Die Abbildung macht im Gesamtblick die strukturellen Unterschiede in der Ausgaben­situation zwischen städtischen und ländlichen Haushalten deutlich. Ausgaben für den Kauf von Nahrungsmitteln besitzen sowohl in den Städten, aber auch in den ländlichen Siedlungen Vorrang. Wie zu erwarten, steht der ländlichen Bevölkerung ein höherer

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