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Russlands Landwirtschaft und ländliche Siedlungen in der Transformation / Hans Viehrig
Entstehung
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Bei der regionalen Vielfalt unterschiedlicher natürlicher, historisch-kultureller und wirt­schaftlicher Bedingungen varliert das beschriebene Gesamtbild der ländlichen Siedlungs­struktur Russlands stark in den einzelnen Regionen. Allein für den europäischen Teil Russlands lassen die von LUCHMANOV(2001, S. 253) zu diesem Zweck verwendeten Volkszählungsergebnisse von 1989 die Unterschiedlichkeit der Siedlungsstrukturen in den Großregionen erkennen.

Tab. 5.2-1: Räumliche Kontraste in den ländlichen Siedlungsgrößen und-strukturen im europäischen Russland 1989(VZ)

Mittlere

Großregion/ Anteile je Siedlungsgrößengruppe(in%)

Oblast/ Siedlungsgröße Siedlungsbestand Republik Ew.<100| 101-500 101-500 Uperk___| Stawropol_|

Quelle: Zusammengestellt und berechnet nach LUuCHMANOV 2001, S. 252 f.(verändert).

5.3 Demographische Entwicklungsprozesse in den ländlichen Siedlungen

5.3.1 Komponenten der Bevölkerungsentwicklung

Nachdem bis 1990 noch eine schwache Abwanderung der Bevölkerung aus den länd­lichen Siedlungen in Richtung Städte charakteristisch war, erfolgte ab 1991 eine Umkehr im Strukturmuster der Bevölkerungsbewegungen im ländlichen Raum(M. SCHULZE 2002, S. 122). Abgesehen enn administrativen Umregistrierungen von vorher städtischen in ländliche Siedlungen besonders in den Jahren 1991/1992 erlangte eine kurzzeitig wachsende Stadt-Land-Wanderung Bedeutung für den Anstieg der ländlichen Bevölke­rungszahl. Von verschiedenen Autoren wird dieses Phänomen der Umkehr im räumlichen Muster der Wanderungen nach 1990 treffend als nurkurzzeitige Reaktion der Bevölkerung auf die wirtschaftlichen und sozialen Umbrüche dieser Zeit bewertet (BRADE/ SCHULZE 1997, M. SCHULZE 2002, S. 122). Zugleich wurden interregionale Zuwanderungen aus Nordsibirien, dem Fernen Osten und Mittelasien auch für ländliche Siedlungen im europäischen Russland und Südsibirien bedeutsam. Zwischen 1990 und 1994 wuchs die Bevölkerungszahl der ländlichen Siedlungen um 1,1 Mio. auf einen Höchststand von> 40 Mio.Dorfbewohnern. Ab 1995 vollzog sich aber wieder eine zahlenmäßige Abnahme der Landbevölkerung. Sie wurde hervorgerufen durch die allmählich wieder wachsende Wanderungsattraktivität der Städte(Versorgungslage,

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