Zu den am stärksten betroffenen Gebieten sind Teile der Mittelrussischen Höhe, das Steppenland beiderseits des Don sowie der Raum der Wolgaplatte westlich des gleichnamigen Flusses zu rechnen(VERETENNIKOVA et al. 1997, S. 29).
Deflation des Bodens
In der offenen Agrarlandschaft des Waldsteppen- und Steppenlandes bei Ackeranteilen an der jeweiligen Gebietsfläche von 58(Woronesh) bis 64%(Lipezk) verursacht auch die Winderosion besondere Schäden am Kulturland. Sie findet im Auftreten von Staubstürmen vom Suchowej-Charakter ihren besonderen Ausdruck. Für die benachbarte Ukraine werden von MEDVEDEV(2004, S. 36) die jährlichen Verluste an Bodenvolumen durch Wind- und Wassererosion auf 16 t/ha bzw. ein Humusverlust von jährlich 400 kg/ha für die letzten 20 Jahre angegeben. Diese Werte können mit Einschränkung auch auf die angrenzenden Schwarzerdegebiete Südrusslands übertragen werden.
Zu den Verlusten an Bodenfruchtbarkeit haben die Übernutzung des Ackerlandes, die großen Mängel der Agrar- und Bodenpolitik sowie die unzureichende Bodenpflege der vergangenen Jahrzehnte geführt. Die Anlage von Windschutzstreifen und Baumreihen im Kulturland Südrusslands in den 60er Jahren waren zwar ein wichtiger Schritt zur Landschaftspflege, wurden aber in ihrer Wirksamkeit überlagert durch andere agrarpolitische und agrartechnische Mängel. Nach 1990 haben die Auflassung vieler Ackerflächen und der weitgehende Ausfall von angemessener Düngung der Böden das Problem vertieft (vgl. SEL’SKOE CHOZJAJSTVO v Rossıl 2002, S. 47).
Reformprozesse und Strukturwandel in der Landwirtschaft
In sowjetischer Zeit hatten sich in der Region, gestützt auf die hochwertige Bodenfruchtbarkeit der Schwarzerde und die Vorzüge der Offenlandschaften der Waldsteppe/Steppe, verhältnismäßig leistungsstarke Großbetriebe auf den Getreide-, Zuckerrüben- und Ölfrucht-Anbau(Sonnenblumen) sowie die Milch/Fleischwirtschaft spezialisiert(O‘ BRIEN 2000, S. 64). Wie in anderen Regionen erfolgte nach 1990 die Umregistrierung der Betriebe ohne grundlegende Umstrukturierung. Unter dem Druck der Agrarkrise stieg dann auch hier der Anteil unrentabel arbeitender Betriebe von 1995 51 auf 1998 nahezu 90% an(POROSENKOV/KULAKOVA 1999, S. 40). Der wirtschaftliche Niedergang des Agrarsektors in der Region ist in der folgenden Tabelle erkennbar(Tab. 6.2-3).
Tab. 6.2-3: Entwicklungsprozesse in Bodennutzung und Agrarproduktion in ausgewählten Gebieten der Zentralen Schwarzerde-Region 1990-2001 (1990=100)
N Gebiete |] Wöoronesh_|_Belgorod|__Lipezk_|_ Orjol Bestand 2001
_Saatfläche| 78| 90| 76| 78 Getreide| 71| 93| 89| 110
1) 2) 1991=100 Quelle: Berechnet nach SEL’SKOE CHOZJAJSTVO V RossıLr 2000, S. 324, 326; SEL’SKOE CHOZJAJSTVO V Rossıl 2002, S. 317 ff., 331 ff.; REGIONY RossıLr 2002, S. 18, 38, 87.
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