Die Tiefländer der Ischim-(westlich Omsk), Baraba-(zwischen Irtysch und Ob) und im Südosten der Altai-Steppe(Biisk-Barnaul-Rubzowsk) tragen weithin Waldsteppencharakter und sind heute großflächig in Ackerland verwandelt. Ähnlich verhält es sich mit der Kulunda-Steppe an der Grenze zu Kasachstan, die vor ihrer weitgehenden ackerbaulichen Erschließung ursprünglich das Vegetationsbild einer südlichen Steppe aufwies. Gegenwärtig(2001) beträgt der Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche(LN) an der Gesamtfläche der Regionen Omsk und Nowosibirsk jeweils 44%, im Altai Krai sogar 63%(berechnet nach SEL’SKOE CHOZJAJSTVO v ROossıl 2002, S. 195-197). Nahezu zwei Drittel davon werden von Ackerland eingenommen, nur in der Region Nowosibirsk in geringerem Maße. Die bemerkenswerte Bonität der Böden(oft von Schwarzerdecharakter), wird nach Südwesten von wachsender Salinität beeinflusst und die Ernteerträge leiden darüber hinaus unter der kurzen Vegetationsperiode(ca. 130 Tage), der Variabilität des Witterungsganges und der Deflation des Oberbodens. Meist fallen die Niederschläge im Frühsommer(Juni/Juli). Im Hochsommer dagegen sorgen warme Kontinentalluftmassen(Julitemperaturen von 19/20°C) und starke Windtätigkeit für größere Trockenheit. Für den Anbau von Sommerweizen reicht die frostfreie Periode aus. Bei Getreide(hauptsächlich Sommerweizen) lagen die Hektarerträge 1997/2001 im Jahresmittel mit 10-14 dt/ha niedriger als im europäischen Steppenland(SEL’SKOE CHOZJAJSTVO v Rossır 2002, S. 256). Die trocken-heißen Winde des„Suchowej“ führen oft zu Ernteausfällen.
Agrarökologisch besonders bedeutsam sind im südsibirischen Tiefland die mit dem Auftreten von Staubstürmen verbundenen Deflationsprozesse. Nach Untersuchungen von FRÜHAUF/MEINEL/BELAEV(2004, S. 15) in der Kulundasteppe können im Bereich der südlichen Schwarzerden seit ihrer Kultivierung(ab 1951) Humusverluste von 30-50% angenommen werden(ebenda). Ein Viertel des südsibirischen Ackerlandes(meist ursprüngliches Steppenland) weist nach WEIN(1999, S. 66 f.) eine potentielle Ernteminderung um 20/30% durch den Bodenabtrag der letzten Jahrzehnte auf. In allen stärker reliefierten Gebieten hat die durch Starkregen aktivierte Owragi-Erosion im letzten Halbjahrhundert eine Beschleunigung erfahren. Unter Bezug auf Nikitenko(1954) hatte schon FRANZ(1973, S. 279) hinsichtlich der Erosionsgefahr besonders auf das Ob-Gebiet um Nowosibirsk verwiesen. Nach VERETENNIKOVA et al.(1997, S. 30 f.) sind gegenwärtig die Agrarlandschaften des Altaivorlandes(Obplatte zwischen Barnaul und Rubzowsk) ebenso gefährdet.
Reformprozesse und Strukturwandel in der Landwirtschaft
Die Reformen im Bereich der Eigentums- und betrieblichen Verhältnisse verliefen ähnlich kompliziert und„unvollendet“ wie in den anderen Regionen des Landes lassen aber auch eine stärkere anteilige Position der Großbetriebe im Produktionsergebnis erkennen, die auch in den anderen Hauptgetreideregionen des Landes(Zentrale Schwarzerde, Nordkaukasus) schon sichtbar geworden ist(vgl. Tab. 6.3-2).
Tab. 6.3-2: Verteilung der Agrarproduktion auf die betrieblichen Grundtypen in Gebieten Westsibiriens 2002(in%)
(Region T— Großbetriebe Hauswirtschaften
Altai Krai 3919| 68| 541
Quelle: Nach ROossiJSKiJy STATISTICESKIJ EZEGODNIK 2003, S. 404 f.
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