6.4.1 Die Republiken Altai und Tywa(Tuwa)— Agrarwirtschaftsräume von Turkvölkern in Südsibirien
Übersicht zur Regionalstruktur
Inmitten der südsibirischen Hochgebirge gelegen, zählen die beiden nationalen Republiken zu den strukturschwächsten Agrarwirtschafts- und Armutsregionen der Russischen Föderation.
Ihre Hauptstädte, Gorno Altaisk(2002 53 Tsd. Ew.) und Kysyl(103 Tsd. Ew.) sind vom _ nächsten Eisenbahnanschluss extrem weit entfernt, Gorno Altaisk von Biisk> 90 km und Kysyl von Abakan/Chakassien 450 km. Beide Republiken besitzen nur wenige Straßenverbindungen zu Nachbarregionen. Gemeinsam ist beiden Staaten die Lage im Hochgebirgsland mit eingelagerten Steppenbecken, eine niedrige Bevölkerungsdichte, ein extrem niedriger Urbanisierungsgrad und eine schwach entwickelte Wirtschaft. In beiden räumlichen Einheiten stellen turksprachige Ethnien die Titularnationen, die Altaier (Oiroten) mit allerdings nur 31% Anteil an der Regionsbevölkerung(VZ 1989), die Tuwiner mit 64%. Die Altaier befinden sich schon seit 1756 unter russischer Herrschaft. Im Gegensatz dazu gelangte Tywa erst 1914 unter russisches Protektorat, nachdem es bis 1911 unter chinesisch-mongolischer Vorherrschaft stand. Zwischen 1920 und 1944 erlangte Tywa eine relativ unabhängige politische Stellung, wurde aber 1944 dem sowjetischen Territorium einverleibt. Die Tuwiner sind zwar turksprachig, in ihrer Kultur aber stark mongolisch beeinflusst.
Tab. 6.4.1-1: Strukturdaten der Republiken Altai und Tywa(Tuwa) 2002
Republik
Fläche Darunter
Ländl. Bevölkerung
Bev. dichte
Einwohner Titularbevölkerung
in 1000 in% 1000 km?(VZ 2002)(VZ 1989)
149
Altai(vgl. Abb. 6.3-1, S. 92) vom Verfasser hier auf Grund agrarökologischer und struktureller Verhältnisse zu Ostsibirien gerechnet 2) 9 Titularbevölkerung im ländlichen Raum dominant
Quelle: Nach VoPROSsY STATISTIKI, Moskva 2004/1, S. 11.
Der Anteil der Russen sollte in beiden Regionen nach 1989(VZ) einen Rückgang erfahren haben.
Landschaftseignung
Der riesige Gebirgsblock des Altai(auf russischem Territorium> 70 000 km?) trägt im Norden weithin morphologische Züge eines hohen eingerumpften Mittelgebirges, steigt aber nach Süden stufenweise zu den hochalpinen Ketten des Katungebirges(Belucha 4500 m) und der Tschuja-Ketten(Jiktu 4200 m) auf. In niedrigerer Höhenlage befinden sich ausgedehnte Hochplateaus mit Bergtundra, die lediglich begrenzt als Sommerweiden genutzt werden können(REVJAKIN et al., 1989, S. 14). Günstigere Bedingungen für die agrarische Nutzung bieten innerhalb des Gebirges nur kleine Beckenlagen mit Steppencharakter, unter anderem im Bereich des Tschujaflusses das Tschuja-, Kurai- und Ulagan- sowie am oberen Katun(Ob) das Uimon-Becken. Während am Außensaum des Gebirges und in niedriggelegenen Becken der Wald- und Waldsteppen-Stufe noch
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