An ihre Stelle sind die Nebenwirtschaften(Hoflandwirtschaften) mit bis zu drei Viertel (Tywa) der allerdings auch stark gesunkenen Agrarproduktion getreten. Bei der vorherrschenden Weidewirtschaft betrugen ihre Anteile an den Tierbeständen 2001 bei Schafen/ Ziegen im Altai 63%, in Tywa 76% und bei Rindern im Altai 67 und in Tywa 80% (SELS’KOE CHOZJAJSTVO v Rossıl 2002, S. 240-243). Wie gering die Tierbestände der Hauswirtschaften gegenwärtig ausfallen, lässt sich aus einer Berechnung der Anzahl der Rinder und Schafe/Ziegen je ländlichem Einwohner in beiden Republiken abschätzen. Danach entfielen 2002 auf einen ländlichen Einwohner im Altai nur 1 Rind und 3 Schafe bzw. Ziegen, in Tywa ebenfalls nur 1 Rind und 4 Schafe bzw. Ziegen(berechnet nach REGIONY Rossı| 2002, S. 452, 464).
Bodennutzung und Agrarproduktion
Der Anpassungsprozess an marktwirtschaftliche Bedingungen traf die wenig entwickelte Landwirtschaft in beiden Republiken mit besonderer Härte. Den größten Rückgang verzeichnete der Pflanzenbau, dessen Anteil am Agrarprodukt allein zwischen 1995 und 2001 im Altai von 47 auf 19% sank(REGIONY Rossıl, 2002, S. 452). Die Saatflächen gingen im Altai von 1990 147 000 auf 2001 110 000 ha sowie in Tywa von 282 000 auf 56 000 ha zurück(ebenda).
Tab. 6.4.1-3: Entwicklungsprozesse in Bodennutzung und Agrarproduktion in den Republiken Altai und Tywa(Tuwa) zwischen 1990 und 2001
Republik Bestand 2001 Produktionsmenge 2001°®
Ziegen* 1990=100), 1991=100
Quelle: Berechnet nach SEL’SKOE CHOZJAJSTVO V Rossır 2000, S. 325 f.; SEL’SKOE CHOZJAJSTVO V Rossıri 2002, S. 319, 328; REGIONY Rossır 2002, S. 452, 464.
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In beiden Regionen besitzt die Viehwirtschaft Priorität(hier vor allem Schafe, Ziegen, weit geringer Rinder, Schweine, Pferde, Yaks und Kamele), im Altai mit 80% und in Tywa mit 75% des Agrarprodukts(ebenda). Die Tierbestände sind allerdings stark zurückgegangen. Im Altai sank z. B. die Anzahl der Schafe bzw. Ziegen von 1991 fast 1,2 Mio. Tieren auf 450 000 im Jahre 2002, in Tywa von auch 1,2 Mio. auf 617 000 Tiere(ROSSIJSK. STATIST. EZEGODNIK 2003). Der Rückgang der Bestände hat andererseits die Übernutzung verschiedener Weidegebiete abgemindert(RUDZzKkI 1999).
Siedlung und Bevölkerung in der Transformation
Die Entwicklung von Städten und städtischen Siedlungen gilt in beiden Republiken als ein historisch junges Phänomen. In der Republik Altai besitzt nur die Hauptstadt Gorno Altaisk(53 000 Ew.), seit 1928 Stadtrecht. Alle anderen Siedlungen in der Republik Altai tragen rechtlich nur ländlichen Charakter(74% der Republiksbevölkerung). In Tywa vollzog sich erst nach 1920 innerhalb der tuwinischen Viehzüchtergesellschaft der Übergang vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit und im Jahre 1945 besaß die Stadtbevölkerung(Kysyl) nur einen Anteil von 7% an der Gesamtbevölkerung(PENTER 1997, S. 674). In der Gegenwart leben in Tywa 51% der Bevölkerung in Siedlungen städtischen Charakters, neben Kysyl noch in 4 Kleinstädten und 2 städtischen Siedlungen. In beiden
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