Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
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viele übermütige Narreteien an. Damit weicht das Fischerstechen von den anderen Festen mit ernsterem Hintergrunds ab und schließt sich den Zunftfesten an, die in jener Zeit vielfach die Nachahmung ritterlicher Gebräuche in derbkomischer Übertreibung liebten?) Es wird schwer sein, aus dieser Umhüllung den Aern des Fischerfestes heraus­zuschälen, der vermutlich auch auf ein Airchenfest zurückgeht, die Zeit es wurde im August gefeiert, spricht wenigstens dafür.

Es würde zu weit führen, die Namen der Fischereiwerkzeuge auf ihren Ursprung zu untersuchen. Die eigenartige Alangfarbe verrät dem Nichtslawisten, daß hier häufig ein Sprachgut vorliegt, das der deutschen Sprache nicht angehört?) Ebenso ist es mit einzelnen Fangmethoden und Fangwerkzeugen, die von dem Fangzeug der deutschen Fischer vielfach verschieden sind. Das Fischen mit demgroßen Garn", das übrigens den Uietzer Fischern nicht ohne weiteres zustand, und das von der Grundherrschast auch an Bürger anderer Art verpachtet werden konnte, scheint deutschen Ursprungs und von den niederdeutschen Meeranwohnern in die Mark gebracht worden zu sein. Dagegen ist die Methode mit demkleinen Garn" örtlich so verschieden, stellenweise so ursprünglich, daß man nur eine vielfach abseits von dem Aulturwege erfolgte Entwicklung wird an­nehmen dürfen.

Imkerei.

Mas die Imkerei in der Mark mit der Volkskunde gemein hat, ist blutwenig, aber dieses Wenige, das nach einer ungeschriebenen schleichenden Entwicklung, in der nur langsam der Zeiger ein wenig nach vorn rückte, das Gebiet der Imkerei aus der fast naturgeschichtlichen Gelassenheit zu einer merkwürdigen Sitte emporschnellen ließ, ist an­ziehend genug, um auch in der Volkskunde gestreift zu werden. Wir haben schon mehrfach gefunden, daß der Tag, an dem ein Zins für eine bestimmte Sache gezahlt wurde, an dem natürlich auch ein Vertrag erneuert werden mußte, mit einer gehobeneren Stimmung erfüllt war. Auf der einen Seite die Entgegennahme der sDachtsumme, die häufig unter bestimmten, manchmal seltsamen Gebräuchen vor sich ging, auf der anderen die Sicher­heit, für einen größeren Zeitabschnitt im Besitze seiner Nahrung zu bleiben. Zwei, von verschiedenen Ausgängen herkommende Absichten begegneten sich und, was sie im Zusammenwirken erreichten, war wiederum eine mehr fröhliche als traurige Stimmung.

Wir betrachten die Imkerei heute als eine landwirtschaftliche Nebenbeschäftigung. Wir müssen sie aber auch als ein vollgültiges Gewerbe werten, das auf dem Wege zur Zunft nur durch das Linengen der für die Bienenzucht nötigen Gelände stecken blieb.

Auch in Ulm, Augsburg, vonauworth, Regensburg, Leipzig, Halle, Nürnberg, zu Mansfeld, Giebichenstein, Lettin wurden gleiche Fischerstechen mit fast denselben Gebräuchen veranstaltet. Da das Ulmer Fischerstechen am sogenannten Schwörtage stattfand, dem auf den Freitag vor dem kaurentiustage (zo. August) fallenden Mahltage des Magistrats, da ferner bei dem Berliner Fest der AusdruckHalloren", wie beim HöllischenHalloren-Stechen" vorkommt, so ist sicher, daß wenigstens das äußere Gewand unseres Berliner Festes aus Süddeutschland gekommen ist.

v) tv. von Schulenburg, Märkische Fischerei inJubiläumsfestschrift des Fischereivereins für die Provinz Brandenburg", Berlin lgOZ.

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