zeit begünstigte bas Spinnen und mit ihm die Spinnstube, deren Spuren in der ganzen Provinz zu verfolgen sind, ja die stellenweise noch blüht. In der Spinnstube, der Spinte oder vereinzelt in der Lausitz auch die „Lange Hinte" genannt, vereinigten sich ursprünglich wohl nur die Mägde, um die Flachsvorräte zu verarbeiten. Die Stube lief zeitlich parallel der Dreschtätigkeit der Männer und dauerte vom Spätherbst, in der Regel von Martini (fs. November) bis Lichtmeß (2. Februar) oder ungefähr bis Fastnacht. In der Niederlausitz begannen sie vielfach am Montag vor dem Totenfest, um sich sogar bis Freitag vor Palmarum auszudehnen. Auch im Teltower Meise währten sie bis Mitte März. Während der zwölf heiligen Nächte ruhten die Spinnräder ff. S. 2Sy). Die Spinnstube ist für die Vergangenheit neben dem Kirchgang die einzige Gelegenheit gewesen, um in geselliger Weise einander nahezutreten. Die Freundinnen, hauptsächlich bildeten die gleichen Altersstufen solche Kreise, kamen mit ihrem geschmückten Spinnrad in einem Hause zusammen, um hier bei Kerzen- oder Kienspahnlicht zu spinnen. Am nächsten Abend fand sich dann die Gesellschaft bei einem anderen Spinnstubenmitgliede ein. Es scheint, als ob die Spinnstuben anfangs nur die Familienglieder umschlossen, denn die Mitwirkung der Hausmutter, die sich anscheinend langsam aus der Arbeitsstube im > 9 . Jahrhundert zurückzieht, spricht ebenso dafür wie das Ginbeziehen der Hausmägde. Während der Abendzeit, von etwa V-7 bis ff Uhr, wurde nichts genossen, nur die lustigen Spinnräder surrten zu den bald ernsten, bald heiteren Gesängen der Runde. Und fleißig wurde gearbeitet, denn Spott traf die, welche ihr Teil am Schluffe der Stube im Februar noch nicht erledigt hatte.
Im Laufe der Zeit stellten sich zu den Spinnstuben auch die Burschen ein, wodurch der Tbarakter zwar ein wenig verändert wurde, die Ginrichtung, die sich in mehreren Jahrhunderten im Brauch des Volkes festgesetzt hatte, aber blieb, was sie war. Die Burschen fanden in dem Neckton, der schon vorher in der Spinte herrschend war, offenbar eine Anknüpfung, um den breiten bäuerlichen Humor voll gewähren zu lassen. Auf der anderen Seite aber lastete eine elegische Stimmung auf der Spinnstube, die durch die vielen rührseligen, oft auch sinnvollen Volkslieder hervorgerufen wurde. Aber gerade in dieser Spannung zwischen hellaufloderndem, lautem Abermut und der klagenden Schwermut hat die Spinnstube so außerordentlich für Dichtung und Kultur gewirkt. Daran wird nichts geändert, daß der rationelle verflacbende Geist einer späteren Zeit auch vor der -pinnstube nicht haltmachte und Ausschreitungen ermöglichte, die vordem aus der inneren Gesundheit der Ginrichtung heraus nicht möglich waren. Ganz verfehlt war es, mit polizeiverboten die Spinnstube aufzuheben, was leider auch in Brandenburg bisweilen der Fall war, noch verfehlter aber ist es, durch eine von außen kommende Agitation die Spinnstube zu stützen, wo sie der Nngunst der Verhältnisse zu erliegen droht. Die Spinnstube nt abhängig von dem Bau und der Bearbeitung des Flachses; wird dieser nicht inehr angebaut, verschwindet auch die Spinte, wie auf der anderen Seite die ganze fröhliche und ernste Stimmung der Spinnstubengebräuche schon bei der Flachsernte beginnt.
Demi eine mühselige Arbeit ist's, die einzelnen Pflanzen mit der Wurzel aus dein Boden zu ziehen und von dem Unkraut zu reinigen; aber sie wurde begleitet und erleichtert durch eine muntere Geselligkeit, hernach werden die Samenkapseln entfernt,