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Lire und Mein. Daß der trunkfeste Märker einen guten Schoppen liebt, bezeugen nicht nur die älteren Schriftsteller, sondern das tritt auch in der großen Aahl namhafter märkischer Biere hervor. In Bier find viele Bußen zu erledigen, Bier gaben die Städter bisweilen als Abgabe (z. B. die Perleberger f598 100 t) und Bier nimnst in der Nahrungsmittelbereitung ehemals denselben Rang in Anspruch wie das Brot. Die Braupfanne ist, wenn man den vielen Sagen glauben will, geradezu das Normalinaß, um eine» übermäßigen Goldreichtum zu schildern. Allein in Belzig sind s72st jährlich etwa 2000 Faß Bier gebraut worden; wenn davon auch vieles versandt wurde, so begnügten sich die Tinbeimischen andererseits nicht mit ihrem Orts- biere, sondern bezogen viel von auswärts. Freilich sind seit der Zeit, da die auf jedem Bauern- und Bürgerhause lastende Braugerechtigkeit nicht mehr besteht, viele der alten, zum Teil weltbekannten Sorten verschwunden. Nur wenige der ehemals beliebten Biere haben sich gehalten. Bon dem Bernauischen, Biesenthalschen, Strausbergischen, Branden- burgischcn, das man „Den alten Alans" nannte, dem Frankfurtischen „Büffel", dem Fürstenwalder, Ruppiner, Reetzer, Dämmer, Bernsteiner, Auartschener, Zielenziger, Belziger, Perleberger, Lindauer, dein Angermünder „Aetzerbier", dem Prenzlauer „Bauernjuleg", denr Templiner „Potsfelten", dem Schwedter „Bietkop", der Oderberger „Springmehde", dem Strasburger „Bringfer", dem Gramzower „Görkel", dem Bierradener „Puppmensch", der Zehdenicker „Alosterlauge" bis zu der Gardelegener, Stendaler und Rathenower „Muhmen" (Mumme) und dem berühmten Aerbster Bier, das sich einst Schankrecht in allen Ratskellern sicherte, ist nicht viel geblieben. Tine Zeitlang beherrschte die „Grüntaler" und die „Werdersche" im sst. Jahrhundert den Markt neben dem altberühmten Weißbier, um heute nur noch ein verhältnismäßig geringes Entgegenkommen zu finden. Der Großbetrieb in der Brauerei drückt nach und nach die kleinen Brauereien an die Wand und läßt einst gerühmte Biersorten, wie das noch heute beaebtenswerte „Nnterhöbler" aus Grünthal bei Bernau, nicht recht aufkommen.
Tin äbnliches — vielleicht aber verdientes! — Schicksal hat den märkischen Weinball getroffen, der einst alle Hügel in den städtischen Weichbilden begrünte. Die Berliner Lokalsorte, die auf dem Areuzberg löstö nicht weniger als 36 t in den städtischen Ratskeller lieferte, ist längst ausgestorben. Am längsten hat sich der heimische Wein noch im -üdosten gehalteil. In Schwiebus gab es sogar vor einigen Jahren noch einen offenen Ausschank! Die hohen Ufergelände der Oder sollen einen verhältnis- inäßig guten Tropfen liefern, der für Verschnittweine ausgezeichnet ist. Volkstümlich ist aber weder der Ivein noch seine Verarbeitung in der Mark geworden. Tr ist stets ein Stiefkind der Mark gewesen.
Tinzelne Tage im Sabre haben ihre bemerkenswerte Speise, wie auch gewisse tvünsche für die Speisekarte von Linfluß sind. Silvester und Fastnacht werden Mohn- pielen und Aarpfen bevorzugt; aus Mohn, Milch, Semmel und Zucker wird ein schmackhaftes Gencht bereitet. Mohnstriezeln, die aus geriebenem Mohn, Zucker und einer Art Mehlnudel bereitet sind, genießt man in Zehden (Neumark) am Heiligabend, während am Silvester dieses Gericht durch Aarpfen vermehrt wird. Der Aarpfen darf aber nicht gescknlppt sein, in Berlin wieder bringen die Sänippen Geld fürs ganze Jahr;