157
Um Blut zu hemmen, formt man in Neu-Nuppin:
Ls kam eine Jungfrau aus England,
Die hatte zwei Krüge in ihrer lfand.
Der eine mit Wasser der andre mit Blut
Blut stehel Im Namen Gottes usw. HI Ich. VII, zs.)
Gehen diese und ähnliche Bötsprüche auf einen alten 'Unit und vermutlich auf nur wenige Urfprüche zurück, die im Laufe der Zeit für alle möglichen Krankheiten umgeformt worden sind, so überschichteten sie sich, je mehr der eigentliche Kerngedanke in Vergessenheit versank, mit anderen Formen, die sich schließlich selbständig behaupteten. Das sind vorzugsweise die Satorsprüebe und das Verpflocken der Krankheiten, Handt mann (Hn. XIII, 27ß) berichtet über eigene Erlebnisse, wenn ihm l 853 gegen den Biß toller Hunde von einem Wissenden Stücke Brotes heimlich übergeben wurden, die mittels Grasbalm beschrieben waren:
8a — tor — a — re — po O — pe — ra — ro — ins.
Uber diesen Buchstaben waren auf jedem der zehn Brotstückchen die Zeichen Auge, Kreuz und sXeil als weihende Dreieinigkeitszeichen eingezeichnet. Dieser Spruch, der in der Neumark, im Osthavelland und in der Hingebung von Kvritz nachgewiesen ist, der aber in ganz Europa vorkommt, ist ebensowenig sicher erklärt wie das ähnlich wirkende Xbraeackabra, das aus dem Hebräischen kommen soll sadra — laß schwinden, krach Abkürzung von Incksolun — Fieberglut und abra — laß schwinden?) Freilich liegt in der Verbindung mit kabbalistischen Zeichen ein Hinweis auf einen möglichen hebräischen Ursprung. Eine neumärkische Fieberformel, die die sieben Silben 8aua. 8ava, 8nvttn innerhalb eines Dreiecks auf ein Butterbrot zeichnet (Hn. XIII, 27<h, eröffnet auch einen Hinweis auf antike Nlystik.
Nicht ganz ungefährlich für die Lebenden ist das Anpflocken der Krankheiten. Nieist geschieht es durch Dritte, alte Weibern vorzugsweise, aber auch der Kranke kann die Prozedur vornehmen, wenn er die Aaubersprüche kennt. NIan macht dabei in irgendeinem Baum ein Loch, steckt etwas von dem Leidenden, am häufigsten sind es Haare, hinein und pflöckt dies fest. Wer den Hfiock herauszieht, wird von der gepflöckten Krankheit befallen. Sternbeck beobachtete 18 7ö auf einein alten geschlossenen Kirchhof nur Strausberg eine Anzahl von Tannen, die seit vielen Zähren gepflöckt waren und den Arbeitern eine unheimliche Scheu einflößten?) Um sgO-s wurde in Zossen ein Bauer verurteilt, weil er angeblich einen Ehausieebaum angebohrt hätte, um seine Einfahrt frei zu bekommen. Zn der Berufungsinstanz wurde er indessen freigesprochen, weil es sich in der Tat um Verpslöckcn handelte. Von ähnlicher Wirkung ist es auch, wenn man einige Haare oder etwas Kleidung der Leidenden mit geheiligten Knoten in die Zweige eines Bauines schürzt, wie ich es einmal bei Nlühlenbeck beobachtete. Einzelne Heilsprüche, die sich redend an den Baum wenden, scheinen auf diesen Svmpathiezaubcr gerichtet zu sein.
Sonntagsbeilage der vossischen Zeitung Nr. zz vom Zt- Ang. tgae.
Bär VI, , 88 », 5 . 40.