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dern wollte, fiel nieder auf dem Arneburger Galgenberg. Nahe den Dörfern Kotzen und Landin liegt ebenfalls ein großer Stein, mit dem wollte sie die Brandenburger Niarienkirche zerschmettern. Zuletzt, als der Wald auf den Kamernschen Bergen immer lichter wurde und die alten Eichen mehr und mehr verschwanden, da hat es Frau Harke nicht mehr gefallen, und sie ist fortgezogen über die LIbe, wie es heißt nach Thüringen. Eines Abends kamen zwei Reiter zum Fährmann an der Arneburger Fähre und meldeten alles an. Er mußte die große Fähre nehmen, auf der vier Wagen auf einmal übersetzen konnten. Da ist dann ein gewaltiges Gerassel und Gepolter gewesen, doch niemand außer den Reitern zu sehen. Der Fährmann aber wurde reichlich mit Gold belohnt.
Die älteste Urkunde über Gottesverehrung in der Mark bildet der Bericht des Tacitus über den heiligen Hain der Semnonen. Zn Norddeutschland saßen damals schwäbische Volksstämme. Unter ihnen hielt sich für uralt und am vornehmsten das Volk der Semnonen. Sie waren die Bewohner der vorgeschichtlichen Mark. Deren Grenzen werden von zwei Schriftstellern des Altertums angegeben, dem Römer Vellejus und dem Griechen htolemaios. Sie fallen zwischen Elbe und (Oder zusammen mit der heutigen Mark. Wie es scheint, sollte das Volk selbst aus dem Wald mit seinen uralten Bäumen stammen. Zn diesem Heiligtum kamen zum Bundesfest Abgeordnete aller blutsverwandten Völker des schwäbischen Stammes zusammen. Zm Altertum legten die Völker Wert auf reines Blut und auf den Stammbaum. Wahrscheinlich ist der heilige Hain in einem unserer heutigen Wälder zu suchen, oder sonst an Stätten durch die Sage geweiht, wie den Müggelsbergen, dem Frauharkenberg, dem harlungerberg, dem hohen Golm und anderen mehr. Der Schloßberg zu Burg dürfte nickt in Betratst kommen wegen der wasserreichen Landschaft. Es sind einzelne Beweise, daß örtliche Sagen, haftend an Gräbern und Altsachen, weiter erzählt wurden durch die ländlichen Umwohner von der germanischen Zeit bis in unsere Tage, trotz Völkerwanderung und Slawenherrschaft, Folgen vom Völkerdruck im (Osten des Erdteils. Der Wald war einer Gottheit geweiht. KoZnutor omni um äous nennt der Römer den Gott, den alles oder alle beherrschenden, den allmächtigen Gott. Neuere Forschung findet in ihm den Gott Tiwas (Aiu, Er), nach dem der Dienstag (Diestag, Aiestag, Ertag) heißt, den Himmelsgott. Vermutlich war der heilige Hain nach dem Gotte genannt, wie andere märkische Wälder und Berge nach anderen Gottheiten. Auch von den heidnischen Sachsen berichtet Einhard, daß sie Haine und Wälder weihten und mit Götternamen bezeichneten. Der Deutsche hing eben mit ganzer Seele an seinem Wald. Zog doch auch Frau Harke fort, als sie all die alten Eichen niederschlugen.
Die Götterwelt ist vergangen, aber noch so vielfach in Sagen und Märchen schimmert ein Abglanz der alten Geisteswelt hindurch. Wir hören noch die ferne Stimme der Vorfahren, und überall wird diese Geisteswelt dem empfänglichen Gemüt wieder lebendig in Berg und Tal, in Feld und Flur und an den stillen tiefen Waldseen, umsäumt von Bergen und von alten Bäumen umrauscht. Alles hat seinen Geist, und überall sind Geister, und so gibt es Erdgeister und Wassergeister, Luftgeister und Feuergeister, Haus- und Feld- und Wald- und Sumpfgeister. Au den Erdgeistern zählen die Unterirdischen, und die Hünen, wenn man will.