Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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Die Hünen.

Früher gab es Hünen oder Riesen, Sie waren von ungeheurer Größe und Kraft. Eichbäume und die höchste Buche im Walde hoben sie aus wie Stöcke. Gin Hünenmäd­chen bei Rietz unweit Brandenburg packte einen Bauer samt schlug und Ochsen in ihre Schürze wie ein Spielzeug. Und die Riesin Frau Harke, als sie den Havelberger Dom einwerfen wollte, da stand sie mit dem einen Bein auf dem Kamernschen Berge, m t dem anderen auf dein Rhinowschen Berge, so gewaltig groß war sie. Zwei Riesenkinder haben einst gespielt mit den großen Steinen, die auf einem Berge beim Dorfe Mürow liegen. Zu der Gegend von Dorf Dreetz liegt im Walde zwischen dünenartigen Sand­bergen eine ziemlich große Wiese, Segers Wische geheißen und in uralter Zeit einem Riesen namens Seger gehörig. Die hat er bei der Heumaht in neun Schwatt abgemäht und dabei acht Tonnen Bier getrunken. Sein Grab war früher noch zu sehen. Gin Riese in Berlin war so groß, daß sein Leib nicht auf einem Kirchhof schätz fand, und Riesenschulterblatt und Rippe hängen noch am Nolkenmarkt, und zu Strausberg, in der Kapelle vorm Landsberger Tor, liegt ein Riesenknochen an einer Kette, andere sagen: von einem Lindwurm. Gin Hüne, wenn er ein Hünenmädchen auf den Rüthschen Bergen besuchen wollte, ging mit zwei Schritten durch das s)ohlsche Lug und trat dabei auf den Teufelsbcrg, davon ist oben noch die Vertiefung. Hünen haben den Trebelsee bei Ketzin ausgegraben.

Wenn ihnen ein See oder Fluß im Wege war, schütteten sie einen Damm hinein, um hiyübcrzukommen. Solche Dämme sind noch erhalten. Viele Berge stammen von ihnen her. Zu alter Zeit trugen die Menschen die Erde in Schürzen fort, so machten es auch die Hünenmädchen und Hünen. Dabei ist ihnen von der Last oft das Schürzenband gerissen, und die Erde siel nieder. Davon sind eine ganze Anzahl Berge in der Mark entstanden, die heute noch sind. Auch alte Burgwälle und Schloßberge haben Riesen, besonders aber Riesenweiber erbaut; öfter waren cs ihrer neun, auch drei. 5o erbaute beim Dorfe Knobloch ein Riese mit drei Schürzen Erde den dortigen Burgwall, einen Hügel, und drei Riesenfrauen in einer Nacht den Schloßberg zu Burg im Oberspreewald, ein altes germanisches Heiligtum. Hünenwall hieß früher auch der Räuberberg bei Bechlin. Eine Riesenjungfrau wollte den großen Werbellinsee zudämmen. Von Erde ulis ihrer tvchürze ist der schöne Berg entstanden, der etwa vierzig Fuß hoch ist. Ein Riesensräulein aus der Neumark wollte einst das Oderbruch besuchen. Da sie nicht über die Oder konnte, nahm sie eine Schürze voll Erde bei Neumühl, dadurch verschwand der ganze Bergzug zwischen Neumühl und Hälsow, und schüttete die Erde aus, wo jetzt die pieseberge sind. Sie bolte noch eine zweite Schürze voll, fiel aber und verschüttete die Erde, dadurch entstanden die Luderberge. Auch die Höhen bei den Ställenschen Bergen bei Rbinow haben Riesen zusammengetragen. Ein Hüne wollte einen kleinen See zudämmen. Etwas 5and blieb liegen, zu wenig, als daß er's zwischen die Finger­spitzen nebmen konnte. Das ist der Riesenberg zwischen den Dörfern Kotzen und Landin im Havellande.

Als die ersten Kirchen ins Land kamen, wollten die Hüllen sie einwerlen. Sie standen auf ibren Bergen und faßten gewaltig große Steine und warfen