Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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haben. Auch wenn sich einer erhängt oder ertränkt, gibt es Sturmwind,ihm läutet der Wind".

Die wilde Jagd.

Die wilde Jagd, der wilde Jäger heißt auch Helljäger, Höllenjäger; in der Lausitz Grenzjäger, besonders aber Nachtjäger und so auch in der Neumark. Der wilde Jäger jagte am ersten Weihnachtsfeiertag und verschwor sich:Und sollte ich bis zum jüngsten Tage jagen, so muß ich heute einen Hasen haben." Gr hat keinen be­kommen und muß jagen b s heute. Gr reitet auf einem Schimmel. Den Hunden fliegt Feuer aus Maul und Nase, daß es furchtbar ist. Gr hat seinen bestimmten Strich, seine Straßen und Wege, und seine bestimmte Stunde.

So zog er auch immer nach dem Babenberg, dem Frauenberg zwischen Lieskau und Schönheide.

Gin Gebäude, das ihm einst im Wege stand, mußten die Leute abreißen. Gr reitet viel auf den Grenzen,

Hirten, die an Grenzhügeln lagen, wurden fort- gescbleudert. Ginmal stiegen mehrere aus der wilden Jagd von den Pferden und trugen einen Hirten ein ganzes Gnde fort. Gr jagt auf der Grde, durch die Lust und über dem Wasser dahin. Wenn er über einen See zieht, wird das Wasser unruhig. Am großen See bei Görbitsch wartete in Sommernächten ein Fischer, der da krebste, immer bis der Nacht­jäger mit seinen zwei Hunden vorbei war, der von den Schwedenschanzen, einem alten Burgwall, herkam. In der Neumark sah man ihn an ver­schiedenen Orten mit zwei Hunden. Die aus der wilden Jagd rufen:Ho! Ho! bliw innen Middel- wcg, denn biten di de Hunde nich." Darum soll man im Wagengeleise bleiben, wenn er kommt, sich hinlegen oder ducken und ruhig verhalten, dann geschieht einem nichts, sonst reitet er einen nieder. Am Heiden­kirchhof beim Dorfe Beelitz im Sternbergschen zog er neben einem Bauer und seiner Frau, ihren Sohn kenne ich, ganz dicht vorbei. Dagegen kam einer Frau im Llumenthal, die Beeren suchte, das Pferd des wilden Jägers dicht an ihre Schulter und im nächsten Augenblick war sie zu Boden gerannt, der Topf in Scherben, die Beeren zerstreut. Schlimmer erging es einem Sp elmann, der am Silvesterabend in einein Dorfe bei Templin zum Tanze aufgespielt hatte und um Mitternacht heimkehrte. Gr versteckte sich hinter einen Gichstamm; doch im Nu stürzte einer der Jäger auf den Bauin los und rief: Hier will ich mein Beil einhauen." Der Spielmann fühlte einen gewalt gen Schlag und eine Last auf dem Rücken. Zu Hause ward er gewahr, daß er einen großen Buckel hatte. Aber ein Jahr zur selben Zeit stellte er sich wieder hinter die Giche. Wieder kam die wilde Jagd, derselbe Jäger stürzte an den Baum und rief:Hier habe ich

Abb. 129. Bauer mit Vuersack, vom Jahrmarkt heimkehrend. tS 8 <>.