Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
182
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vor einem Jahr mein Beil eingehauen, hier will ich's auch wieder herausziehen." Im selben Augenblick fühlte der Spielmann einen gewaltigen Ruck und der Buckel war fort.

Wenn die wilde Jagd herankomint, ist Brausen und Lausen, das wie ein Lturm- wind durch die Wipfel der Bäume geht, gewaltiges heulen und Anastern und ein fürchterliches Lärmen und Toben, Stimmengeschrei, Peitschengeknalle und Pferdeprusten, Bellen, Gekläff und Geblaff von vielen Hunderten von Hunden, Blasen auf Waldhörnern, Schießen und Rufe der Jäger; ein wunderbares Getöse. Allerhand seltsame Gestalten fliegen durch die Bäume hindurch, rennen und sausen vorbei, dicht um einen herum. Alan weiß gar nicht, was alles für Tiere und Gestalten es sind, bis sie nach und nach einzelner kommen und endlich sich ganz verlieren. Aber das Geschrei und Lärmen hört man noch lange in der Richtung, wo der wilde Jäger hingezogen, bis es immer schwächer wird und zuletzt nichts mehr zu hören ist. Alan soll sich nicht verleiten lassen aus Übermut mit einzustimmen in das hallo und die Iagdrufe. Tin Bauer schrie mit, da rief der wilde Jäger:hast med helpen jagen, säst ok helpen knagenl" und warf ihm eine Pferdekeule herunter. Am andern Morgen war es ein faules Stück Holz. Lin Herr von Arnstädt in Groß-Areuz lag einst im Bett und hörte die wilde Jagd daherbrausen. Lin gar lustiger und übermütiger Herr, rief er hinaus:halb­part!" und schlief dann wieder ein. Am andern Morgen hing vor seinem Fenster an einem haken eine Pferdekeule. Aaum war sie fortgebracht, hing sie wieder da. Nun wurde der haken herausgezogen. Aaum hatte man den Rücken gewandt, saß der haken schon wieder fest drin, und die Pferdekeule hing auch da. In Lehnin kam er in die Spinnstube, hatte ein Menschenbein und einen Pferdefuß, auf der Schulter ein Stück Wild. In der Seebecker Gemeindeforst fingen sie einst einen Dachs, der hatte nur ein Auge. Da zog der wilde Jäger durch den Wald und eine Stimme rief:Sind wir noch alle beisammen?" Antwortete eine andere:Der Linäugige fehlt." Spötter bestraft er. Ein Jäger schoß nach der wilden Jagd, in drei Tagen war er tot. Lr verfolgt auch eine Frau. Beim Dorfe Priort war ein Pferdeknecht nachts in der Aoppel und lag an einem Areuzweg. Da kommt eine Frau gelaufen und bittet ihn flehentlich, er möchte sie über den Wg bringen. Jenseits läuft sie eilig davon. Gleich danach kommt der wilde Wger mit seinen Hunden und will auch über den Areuzweg gebracht sein. Seit sieben fahren jage er die Frau, entrinne sie ihm diese Nacht, sei sie erlöst. Bald kehrt er zurück und hat die Frau, die ganz nackt war, quer vor sich auf dem Pferde liegen.

Die wilde ^agd ist besonders in der Frühlings- und Herbstzeit und in den zwölften, ganz besonders den heiligen Abend vor Weihnachten und in der letzten Nacht des Jahres. Beim Airchhof zu Niemitscb zieben bei zunehmendem Mond Reiter ohne Aopf über die Wipfel der Fichte».

In der Prignitz ist e:ne Ldelfrau, Frau Gode geheißen, verwünscht, ewig durch die Lust zu jagen. Namentlich in den Zwölften ziebt sie umber. Mal schlug e'n Bauer mit der peitsche nach einem von ihren Hunden, hat dann einen dicken Aopf be­kommen und vierzehn Tage gelegen. Lbenso jagt in der Uckermark die Frick mit der wilden Jagd.