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Der Hausdrache.
Der Dräk kann sich verwandeln und erscheint in verschiedener Gestalt, meist als Kalb und als nasses, oft schwarzes Hühnchen. Auch als kleines rotes Männchen hat man ihn auf dem Dachboden gesebcn. Line Magd sah ihn als schieres Feuer frühmorgens im Ofen. Mer ihn besitzt, bei dem liegt er als buntes oder schwarzes Kalb mit feurigen Augen in euer Tonne auf dem Boden oder m der Küche. Lr kriegt Milch- Hirse oder süße Milch, aber man darf ihm nicht den Rachen dam t verbrühen, sonst zündet er das Haus an. Mit der Hausfrau sieht er sich gut; aber die Magd glotzt er böse an, wenn sie ihm das Futter auf den Boden bringt. Lin Mann wußte nichts davon, daß seine Frau den Drachen hatte. Lr brachte dann die Tonne mit ihm weg, da hat das Gewitter e'ngeschlagen, und das Haus ist abgebrannt. Line Bauernfrau blieb immer bis hoch in den Mittag auf dem Felde, trotzdem stand nachher das Mittagessen fertig auf dem Tisch. Knecht und Magd aßen und verwunderten sich. Lines Tages ging der Knecht der Frau nach auf den Boden. 5e hielt dem Drachen in der
Tonne eine große Schüssel vor. „Frau, der Mann guckt," sagte er. „Küllere man,
hansekcn, küllexe Backebirnen und Klöße." Als dann Knecht und Magd nichts aßen, wunderte sich die Frau. Die Magd sagte: „Mas Luch das alte bunte Kalb kullixt, das werden wir nicht essen." Me sie dann hinten nach der Küche ging, saß der Drache im Schornsten und bewarf sie ganz voll Unrat. Daun war und blieb sie ganz blau. Seitdem sagt man noch: „Du siehst aus, wie vom Drachen beschmutzt." Als nasses Hühnchen, auch bei Regenwetter, finden ihn die Leute am Wege oder auf dem Felde und bringen es aus Mitleid mit und setzen es in der Stube untern Tisch oder die Ofenbank. Dann liegt am andern Morgen ein Häufchen Weizen oder Gerste neben dem Hühnchen. Manchmal findet sich solch schwarzes Hühnchen auch von selbst auf dem Hofe e n. Aber man wird den Drachen schwer wieder los und muß das Hühnchen
wieder hinbringen, wo man es her hat oder verlieren auf der Straße in einer Schachtel.
Wer die mitnimmt, hat den Drachen. Lin Bauer band das Hühnchen hinten auf dem Wagen fest, die hinterkarre aber bloß mit einem Stricke an. Lr saß vorn auf dem Wagen. Dann fuhr er zwischen brennendem Strauchwerk durch und machte den Strick los und fuhr davon, was das Pferd laufen konnte. Zu hause war das Hühnchen schon da und sagte: „Ach Gott, was wir beide gelaufen sind; du liefst gut, aber ich noch besser."
Mart, Wehklage, Hausschlangen.
Der Märt, die Märte, Mär, Kläre, Mäd, Made, Mader (auch Madder, Marder), in der Lausitz Mure, Murraue, morumu lausitz-serbisch, ein geisterhaftes Wesen, drückt den Menschen im Schlafe und nimmt ihm Atem und Regung. Ls kommt nachts durchs Schlüsselloch, schleicht leise heran ans Bett und legt sich dem Schlafenden auf die Brust. Wenn man zufaßt, ergreift und sperrt es in ein Gesäß, deckt's zu und sieht am anderen Morgen nach vor Sonnenaufgang, dann sieht nian es in der richtigen Gestalt, denn es verwandelt sich. Liner faßte zu, da war's am Morgen eine weiße Klaus. Lai anderer